» Segelfluglager 2009 in Timmersdorf
Nach dem Wahnsinnsfluglager im Vorjahr habe ich eh schon befürchtet, dass heuer das Wetter wieder eher bescheiden sein wird – und so ist es leider auch gewesen:
Wie schon fast üblich ist der erste Flugtag des Segelfluglagers recht gut, aber die angekündigten Gewitter ab ca. 15:00 machen größere Streckenflüge unmöglich. Unsere Streckenflugleistungen sind daher auch dementsprechend bescheiden: Fritz Janach 270 km, Günter Mayer mit Sepp Leisser 179 km und Franz Bachmayer 144 km. Ich selbst bin in der kurzen Zeit, in der es gut geht, am falschen Ort und erreiche nur mit Mühe 143 km.
Die Woche vor Pfingsten ist zwar bis Donnerstag noch einigermaßen fliegbar, der immer stärker werdende Wind und die eher tiefe Basis verhindert aber, dass wir uns aus dem Platzbereich raus trauen.
Am Freitag und Samstag ist wegen Windspitzen bis 40kt ans Fliegen nicht zu denken und am Pfingstsonntag schaffe ich in der windzerrissenen Thermik immerhin 172 km.
Der Pfingstmontag beginnt wieder mit stürmischem Wind und wir erklimmen zu Fuß die Weiglmoar-Alm, nur um oben festzustellen, dass doch 2 Stunden fliegbar gewesen wären – na ja, viel haben wir eh nicht versäumt.
Die nächsten Tage ist wegen Wind und Regen nix möglich. Für ein bisschen Flugbetrieb sorgen Hannes Arch mit seiner Edge 540 und Patrick Strasser mit der in LOGT stationierten RedBull-Extra 300LP.
Am Donnerstag probiere ich trotz relativ starkem Wind einen Segelkunstflug gegen den aufkommenden Lagerkoller. Der Start und die ersten 800 Höhenmeter sind überraschend ruhig, aber dann kommt unser Schleppverband in einen unerwarteten Rotor: Die Remorqueur taucht vor mir plötzlich nach unten weg und wir sind trotz Vollgas mit 6 m/s im Sinken (für unsere Avgas-Brüder und Schwestern: 1200 ft/min). Da sieht man wieder, was die 180 PS der Schleppmaschine wert sind: genau nix (mit 300 PS wär’s aber auch nur marginal besser). Ein paar Sekunden später reißt es uns dafür mit 5 m/s wieder nach oben. Das Ganze wiederholt sich noch ein paar mal und die Schleppzeiger meines G-Messers zeigen +3,5/-2g. Ich möchte jetzt in keinem anderen Flieger als in der Fox sitzen und nachdem die Turbulenzen noch stärker werden, klinke ich aus Rücksicht auf Günter Mayer und die KUB aus.
Da die schnellen Kunstflugfiguren mit über 200 km/h bei diesen Turbulenzen eher unlustig sind, versuche ich erst einmal, den Rotor zu erkunden: Das Vario springt innerhalb von Sekunden zwischen +6 und -7 m/s und der Fahrtmesser schwankt zwischen 60 und 140 km/h. Die Fox fühlt sich dabei pudelwohl, aber mir reicht es nach einiger Zeit und ich überlege, wie ich da am besten wieder rauskomme. Mit vollen Klappen absteigen wäre natürlich eine Option, aber ich möchte ja die Fox artgerecht bewegen und entschließe mich daher zum Trudeln: Volles linkes Seitenruder, Knüppel ins hintere linke Eck und es geht abwärts. Nach einer Trudelumdrehung bin ich aus dem Gröbsten raus und fliege noch ein recht schonendes Altherren-Kunstflugprogramm, wo ich normalerweise mit 4g auskomme, aber durch die Turbulenzen werden’s diesmal trotzdem fast 8g.
Günter Mayer testet im Abstieg noch unabsichtlich die Messerflugeigenschaften der KUB. Sofort nach der Landung holt er sich ein Bier aus den Kühlschrank seines Wohnmobiles und beendet so den Flugbetrieb – mir reicht’s auch.
Am Freitag ist dafür herrlichstes Kunstflugwetter: Kein Wind, keine Thermik. Gegen Mittag kommt doch noch etwas Bewegung in die ruhige Atmosphäre und es gelingt mir sogar, aus einem kurzen 700m-Schlepp und dem Thermik-Lift über dem Bürgermeister-Hügel 4 Kunstflugprogramme zu fliegen. Das macht mächtig Spaß und schont noch dazu das Konto. Sepp Leisser schafft alleine im Twin-Astir 3 Stunden – Gratulation.
Der Samstag beginnt wieder windig und recht turbulent. Thomas Fälbl und Günter Mayer brechen einen Rundflug mit der KUB nach 10 Minuten wieder ab.
Am Abend schauen wir uns im Regen ein mäßig spannendes Go-Cart-Rennen in Leoben an – der Lagerkoller kommt wieder näher.
Am Sonntag ist es wieder ruhiger, aber die geschlossene Wolkendecke verhindert jede Thermik. Zumindest reicht es für längere KUB-Flüge und Einweisungsflüge mit dem Twin-Astir.
Die Wetterprognose für Montag lässt etwas Hoffnung aufkommen und daher bereiten wir am Morgen unsere Segelflugzeuge für den Start vor. Leider wird bald klar, dass sich die Meteorolügen wieder mal geirrt haben und unsere Verzweiflungsstarts führen auch nur zu entsprechend kurzen Segelflügen.
Der Dienstag ist leider auch nicht besser und unsere einzige Flugbewegung ist ein Flug von Rainer Gottfried und Franz Bachmayer mit der Schleppmaschine nach Lanzen-Turnau.
Regen und Wind prägen wieder die nächsten Tage. Ein kurzes Wetterfenster nutzen wir für 3 Kunstflüge mit der Fox.
Der Höhepunkt des Donnerstages ist das obligatorische Essen im Steirereck am Pogusch.
Am Freitag wollen wir Thomas Fälbl beim legendären Erzberg-Rodeo besuchen, der bei diesem angeblich härtesten Motorrad-Offroadrennen als Guide tätig ist. Wir fahren ziemlich ahnungslos dort hin und finden uns plötzlich in einer Endzeit-Szenerie wie in Hollywood-Filmen à la „Mad-Max“ wieder: Auf demselben Schotterweg marschieren Besucher, fahren parkplatzsuchende Autofahrer, trainieren Rennteilnehmer mit ihren Geländemaschinen, glühen wild gewordene Quad- und Hummer-Fahrer, stehen illegale Camper und liegen besoffene Fans herum. Als bizarrer Höhepunkt fährt ein Postautobus voller Japaner mit gelben Sicherheitshelmen auch noch mittendurch. Irgendwie funktioniert das ganze Chaos aber doch relativ reibungslos und der Notarztwagen kommt nur ungefähr 1x pro Stunde mit angepasstem Tempo, sprich wie die Sau, bei uns vorbei. Thomas hat übrigens in früheren Jahren dieses Rennen 3x zu Ende gefahren, was von den 1500 Teilnehmern gewöhnlich nur 20-30 schaffen.
Am Samstag und Sonntag des letzten Wochenendes kommen wir endlich wieder zum Segelfliegen. Der immer noch recht starke Höhenwind verhindert zwar größere Streckenflüge aber immerhin schafft Ferdinand Höllerer 205km, Günter Mayer mit Franz Neubauer im Twin-Astir 179km und mir selbst gelingen auch 204km. Insgesamt sind an diesen 2 letzten Tagen unsere Segelflugzeuge 45 Stunden in der Luft und dadurch kommt die heurige Fluglagerbilanz zumindest noch in den Bereich des Durchschnitts der letzten Jahre.
Gesamtbilanz
135 Flüge, 149:44 Flugstunden, 1505 km für die Streckenflugwertung.
17 Teilnehmer +1 adoptierter Kunstflieger, 234 Nächtigungen, ca. 250 Essen bei der lokalen Gastronomie.
Das Wetter hat fast alle Facetten gezeigt: Hochsommerliche Hitze, nächtliche Temperaturen um den Gefrierpunkt, stürmischer Wind, mächtige Gewitter, Hagel, Dauerregen, Neuschnee bis fast in die Niederungen, traumhafte Sonnenuntergänge – nur wirklich gute Thermik war leider nicht dabei.
Vereinsflugzeuge
OE-KUB Robin DR400/180R........69 Starts.....15:56
OE-5578 Grob Twin-Astir.............18 Starts.....29:37
OE-5226 Grob Jeans Astir.............8 Starts.....18:09
OE-5382 Grob Club-Astir II.............7 Starts....17:45
OE-0731 K8....................................3 Starts......1:05
Privatflugzeuge
D-1387 LS4 (Reithofer)..................7 Starts.....26:05
OE-0793 SF-27 (Kaschowitz).........7 Starts.....14:17
OE-5658 DG-100 (Janach)............2 Starts.....11:57
D-KWHF ASH 26E (Höllerer)..........3 Starts.....11:23
OE-5666 Fox (Spinning Hawks)....11 Starts......3:30
Piloten (nur Segelflüge)
Josef Reithofer.............................18 Starts....29:38......519 km
Fritz Janach....................................6 Starts....22:31......279 km
Günter Mayer.................................9 Starts....18:52......358 km
Franz Bachmayer...........................6 Starts....15:50......144 km
Josef Leisser..................................9 Starts....15:43
Herbert Kaschowitz.........................7 Starts....14:17
Ferdinand Höllerer.........................3 Starts.....11:23......205 km
Herbert Liess..................................4 Starts......8:36
Franz Neubauer..............................2 Starts.....7:40
Erich Cozowicz................................5 Starts......6:22
Georg Pohl.....................................2 Starts......5:08
Rainer Gottfried..............................4 Starts......1:26
Thomas Fälbl..................................2 Starts......0:54
Gerhard Sobotka............................1 Start........0:21
Georg Heiss....................................1 Start........0:16
Karl Müller.......................................wegen Schlechtwetter leider nicht geflogen
Brigitte Gibisch................................wegen Schlechtwetter leider nicht geflogen
Das Wichtigste zum Schluss:
Keine Schäden an den Flugzeugen und alle sind wieder gesund nach Hause gekommen.
Eine Moped-Brezn im Gatsch war zum Glück harmlos.
Link: Unsere (bescheidenen) Streckenflüge
Link: Erzberg-Rodeo
» Druckversion zeigen
|