Samstag - Juni - 01.06.2013 - 20:30 Uhr
» Segelfluglager 2013 in Timmersdorf


Das mittlerweile 10. Segelfluglager in Timmersdorf und da ich heuer wieder durchgehend anwesend bin, werde ich versuchen, möglichst tagesaktuelle Berichte aus der Steiermark zu schreiben. Nach dem positiven Feedback der letzten Jahre und weil ich auch in den letzten Wochen immer wieder darauf angesprochen worden bin, wird der Bericht ähnlich wie in den vergangenen Jahren sein: Viele Fotos, ein bisserl übers Fliegen, ein bisserl über unsere sonstigen Aktivitäten und hoffentlich nicht allzu viel Suderei über schlechtes Wetter. Erstaunlicherweise habe ich damit noch niemanden wirklich abschrecken können und wenn keiner seine Pläne ändert, dann sollten wir in den nächsten 3 ½ Wochen zu keinem Zeitpunkt weniger als 6 Teilnehmer sein.

Mittwoch, 8.5.
Nachdem der Wetterbericht für den Feiertag zumindest mäßige Thermik erwarten lässt, fahren Sepp Leisser und ich noch am Abend mit unseren Segelflugzeugen nach Timmersdorf – Sepp vor dem üblichen Lange-Wochenende-Verkehrschaos und ich hoffe, dass nach 19:00 die SO-Tangente wie schon in den letzten Jahren wieder befahrbar wird. Die schlimmste Ansage des Navi sind zwar 115 Minuten verkehrsbedingte Verzögerung, aber tatsächlich löst sich alles kurz vor mir auf und ich muss nur kurzzeitig in den 4. oder 3. Gang zurückschalten und bin nach einem coolen Sonnenuntergang am Semmering kurz nach 21:00 in Timmersdorf.

Franz Neubauer ist schon gestern eingetroffen und hat als erster den Campingplatz hinter dem Hangar bezogen. Günter Mayer und Werner Casett haben bereits am Wochenende Wohnwagen und Wohnmobil überstellt, sind aber gleich wieder heimgefahren und werden morgen gemeinsam mit Franz Bachmayer unsere Segelflugzeuge auf der Straße nach LOGT überstellen.
Die KUB wird wieder von Erich Cozowicz nach Timmersdorf geflogen, aber das hat in der Vergangenheit mit Zwischenstopps auch schon mal eine knappe Woche gedauert - mal sehen, was er diesmal zu berichten hat.

Donnerstag, 9.5. - Christi Himmelfahrt
Franz Bachmayer trifft gegen 8:00 mit dem ersten Vereinsflieger eintrifft und wir beginnen mit dem Aufrüsten unsere Segelflugzeuge.
Nachdem sich der Hochnebel vom Morgen auflöst, geben wir Erich telefonisch das Startsignal für die Überstellung der KUB, was er diesmal auch erstaunlich unspektakulär erledigt.
An dieser Stelle gleich herzlichen Dank an die Timmersdorfer, die uns ihren mobilen Tankanhänger zur Verfügung stellen. Die KUB fliegt nämlich seit 2 Wochen mit dem billigeren Mogas, das wir damit aus Kapfenberg holen können.
Gegen Mittag treffen auch noch Günter und Werner mit den restlichen Vereinsflugzeugen ein. Über das Aufrüsten des Twin-Astirs hüllen wir zwar den Mantel des Schweigens, aber das berühmte Fliegerlied über den Twin (Link) trifft den Kern der Sache recht gut.
Anschließend fliegen wir mit allen Flugzeugen mehr oder weniger lang im Platzbereich, bis die vollständige Abschattung jede Thermik verhindert. Franz Bachmayer mit dem 5382, Günter Mayer mit dem 5226, Rudi Frenslich und Franz Neubauer mit dem Twin-Astir, Sepp Leisser, Herbert Liess und ich mit unseren eigenen Flugzeugen und Erich hat uns alle geschleppt.
Thomas Zimmermann besucht uns mir der OE-COO.


Freitag, 10.5.
Am Morgen wieder Hochnebel und am frühen Nachmittag soll die Kaltfront kommen, aber dazwischen sollte es zumindest für ein paar Schulflüge reichen.
Leider fehlt noch ein Timmersdorfer Betriebsleiter, weil der Platz offiziell erst ab 11.5. - also morgen - durchgehend geöffnet ist. Na ja, das könnten wir notfalls auch selbst machen, aber leider ist auch noch unsere Schleppmaschine im gut versperrten Hangar und wir haben natürlich keinen Schlüssel dafür. Zum Glück erreiche ich telefonisch den Timmersdorfer Obmann, der uns zumindest Hangar und Betriebsleitergebäude aufsperrt.
Erich übernimmt trotz eigentlich unzureichendem Styrian-Proficiency-Level 2 kurzerhand den Turm und schupft souverän die unglaubliche Anzahl von 3 Flugbewegungen.
Zuerst fliegt Werner mit mir 2 Schulflüge im Twin-Astir und anschließend noch einen mit Günter, wo sie sogar für 1½h ausreichend Thermik finden. Somit ist auch Werner in den unerwarteten Genuss eines Thermikfluges gekommen, nachdem er gestern durch das rasche Thermikende als einziger nicht zum Fliegen gekommen ist.
Kurz nachdem wir den Flugbetrieb beendet haben kommt auch die Kaltfront wie vorhergesagt, aber mit für Timmersdorf eher moderaten Niederschlagsmengen.
Am Nachmittag führen Werner und Erich den ersten Gefahrgut-Transport mit 360 Liter Mogas von Kapfenberg nach Timmersdorf durch – das sollte mal für die nächsten Tage reichen.
Alex und Sabine Schneider kommen nach der Arbeit zu uns und beziehen für die nächsten Tag ihren Wohnwagen, den sie gestern während einem Kurzbesuch auf unserem Campingplatz abgestellt haben.
Und ich habe jetzt einen Schlüssel für den Hangar und das Vereinsgebäude.


Samstag, 11.5.
Die Kaltfront hat uns voll erwischt, daher der erste Tag ohne Flugbetrieb.
Franz Bachmayer reist nach dem eher ernüchternden Wetterbriefing fürs Wochenende ab. Sepp kann das nicht erschüttern und er macht natürlich wieder auf Hardcore-Camper im Zelt.
Günter, Christa, Sepp und ich nutzen den Tag für die Überstellung der Fox vom Flugplatz Wels nach Timmersdorf, mit der wir in den nächsten thermiklosen Tagen hoffentlich einige Starts durchführen können - der Knödelwirt in Wels ist übrigens sehr zu empfehlen.
Rudi und Erich wandern zur Weiglmoar-Alm (Google Maps) – und verlaufen sich obwohl sie zwei GPS-Handys mithaben. Sepp rettet die beiden Orientierungslosen in einer selbstlosen und heldenhaften Aktion vor dem drohenden Absturz - nicht vom Berg, sondern bei unserem Stammwirten.


Sonntag, 12.5.
Ein kleinräumiger Höhentiefkern mit vorgelagerter Kaltfront quert Österreich von West nach Ost – na super, nix zum Fliegen.
Wir basteln eine Zeitlang an unseren Wohnmobilen und –wägen herum und besuchen dann die Edelrautehütte bei Trieben (Google Maps).


Montag, 13.5.
Bereits am frühen Vormittag greift der unangenehme Nordwestwind bis zum Boden durch und verhindert unsere Flugaktivitäten. Der beste Indikator dafür ist der Maibaum vor dem Timmersdorfer Feuerwehrhaus – wenn der Kranz am Stamm anliegt, dann wird das Fliegen ziemlich ungemütlich.
Alex, Sabine, Werner, Erich und Franz fahren nach Graz zum Harley-Schmökern, Günter, Sepp und ich nach Leoben einkaufen. Als wir zurückkommen pempert der Kranz nur mehr alle paar Sekunden an den Stamm, so dass wir zumindest 2 Fox-Flüge durchführen können. Beim ersten Flug bekommen wir trotzdem noch einiges von den Low-Level-Turbulenzen ab – zuerst bekommt Günter in der KUB seine Watschen und 1-2 Sekunden später ich in der Fox. Beim zweiten Schlepp variiert Günter etwas die Flugroute, wodurch es deutlich angenehmer wird. Das Kunstfliegen macht aber in der unruhigen Luft nicht so richtig Spaß und wir beenden nach diesen 2 Flügen den Flugbetrieb.
Danach bauen Sepp und ich neue Stecker an unsere Anhänger und Günter mit sichtlicher Begeisterung einen neuen Staubsauger in den Kasten seines Wohnmobils.
Am Abend bereitet uns Familie Schneider herrliche Palatschinken (Pfannkuchen für unsere Lieblingsnachbarn) – auch wenn Cozo’s Blick nicht unbedingt danach aussieht.
Rudi fährt am Abend nach Hause und wir wünschen ihm auf diesem Weg noch alles Gute für die Schulter-Operation am Mittwoch.


Dienstag, 14.5.
Die Thermikprognose war recht zurückhaltend und daher habe ich für mich den Tag zum Kunstflugtag erklärt.
Gegen Mittag entwickelt sich die Thermik doch besser als vorhergesagt und Sepp und Herbert starten mit ihren privaten Segelflugzeugen. Günter startet kurz danach mit Alex, der bisher noch nicht in die Luft gekommen ist, im Twin-Astir.
Ich versuche, mit der Fox das Thermik- und Kunstfliegen zu kombinieren, indem ich bereits in 800m ausklinke und mich auf 1200m hocharbeite, dann die gewonnene Höhe kunstfliegend vernichte und wieder von unten in die Thermik einsteige. Nach einer Stunde lande ich, um mit zwei Freunden aus unserem Kunstflugverein noch 7 weitere Kunstflug-Trainingsflüge durchzuführen.
Cozo, der auch heute „nur“ Schlepppilot ist, kommt trotzdem noch in den Genuss eines Thermikfluges, indem er mit der Fox am Schleppseil einen 7-Meter-Bart auskurbelt.
Werner ist unser Starthelfer und macht zwischendurch das „Kernöl-Rating“ auf dem Timmerdorfer Falken.
Günter und Alex landen nach 4½ Stunden, Sepp nach 5½ Stunden und Herbert nach fast 6 Stunden und 215 km (Link) - Gratulation.
Der Tag war also wesentlich besser als vorhergesagt und hätte mir in meiner LS4 genauso viel Spaß gemacht als die 3 Stunden in der Fox – manchmal ist es halt echt schwer, zwischen zwei so lässigen Flugzeugen zu wählen.


Mittwoch, 15.5.
Südföhn – nicht gerade unsere Kernkompetenz, aber für die „richtigen“ Streckenflieger das Wetter für die ganz großen Strecken.
Cozo, der bisher nur geschleppt hat und noch einen freiwilligen Checkflug wollte, starten noch vor 11h lokal mit mir im Twin-Astir. Der Schlepp ist eher von der rustikalen Art, wie stark der Einfluss vom Wind und der von Erich ist, ist schwer zu sagen, jedenfalls ist für mich noch alles im grünen Bereich. Den ersten Seildurchhang pariert Erich auch bravourös, aber beim zweiten klinkt er überraschend das Schleppseil aus. Im Sinne der Materialschonung zwar nicht die schlechteste Entscheidung, aber da wir erst 700m hoch sind und angesichts der frühen Tageszeit, sind damit auch alle Entscheidungen für den weiteren Flugverlauf getroffen - nur 15 Minuten nach dem Abheben landen wir wieder in Timmersdorf.
Günter startet rund 1 Stunde nach uns mit der DG-1000, dem Flaggschiff der Timmersdorfer Flotte, zu einem ähnlich ruppigen, aber zumindest erfolgreichen Schlepp. Lapidare Manöverkritik des Timmersdorfer Schlepppiloten: „das kenne ich, aber normal verliere ich dabei immer die Segelflieger und einen hab ich auch schon abgeschnitten“. Ironischerweise findet Günter ziemlich genau dort, wo wir ausgeklinkt haben, den erste Aufwind in der bereits entwickelten Thermik und später während seines 4½h-Fluges sogar noch eine Welle, in der er über die Wolken steigen kann.
Alle anderen Flugzeuge und Piloten der Stockerauer Außenstelle bleiben am Boden.
Kurz vor 21:00 landen noch 2 Zeltweger Segelflieger in Timmersdorf – die dürften den Tag geringfügig besser ausgenützt haben als wir im Twin-Astir.
Der Timmersdorfer Großmeister Heinz Eibel schafft in 10 Stunden 1084km (Link) – Hochachtung und Gratulation!


Donnerstag, 16.5.
Geschlossene Bewölkung, Wind und am Nachmittag Regen – nix mit Fliegen!
Wir nutzen die Zeit zum Shoppen, Basteln, Arbeiten und zum Auffüllen der Timmersdorfer Spritvorräte.
Sepp radelt zur Weiglmoar-Alm.


Freitag, 17.5.
Wenig Änderung beim Wetter, daher auch wenig Änderung bei unseren Aktivitäten!
Nachdem wir in den letzten Tagen alle Forstinger-Filialen in der Umgebung leergekauft haben montieren wir auch auf den Vereinsanhängern die moderneren 13-poligen Stecker.
Sepp radelt wieder zur Weiglmoaralm – und reißt bei der Talfahrt eine Mörder-Brez’n. Warum der Aufprall auf dem Schotterweg doch noch einigermaßen gedämpft worden ist, kann hier leider nicht veröffentlicht werden.
Am Nachmittag besuchen wir die Burn-Out-Hütte, die eigentlich Almwirtshaus zum Hiaslegg (Google Maps) heißt. Das Essen Marke „wost host“ ist üppig und vorzüglich wie schon in den vergangenen Jahren.


Samstag, 18.5.
Endlich wieder Segelflugwetter!
Alle Anwesenden sind mindestens 2 Stunden geflogen – insgesamt 10 F-Schlepps und 32 Flugstunden. So könnte eigentlich jeder Tag sein!
Franz Bachmayer fliegt nach einem kurzen Zwischenstopp noch fast 4 Stunden und 129km (Link), Herbert schafft knapp 6 Stunden und 190km (Link) und mir gelingen 296km in 5½ Stunden (Link).
Günter fliegt im Twin-Astir mit unseren Segelflugschülern Werner, Alex und dem neu hinzugekommenen Holger Hausdorf 3 Flüge mit insgesamt über 7 Flugstunden.
Franz Neubauer und Sepp Leisser fliegen jeweils rund 3 Stunden.
Erich war wieder mal unser unerschrockener Schlepppilot.
Am Abend treffen noch Gabriel Stangl und Rainer Kleyhons auf einer gründlichen 2-Tages-Alpeneinweisung mit der CBR ein und übernachten bei uns in Timmersdorf.


Sonntag, 19.5. - Pfingstsonntag
Gabriel und Rainer fliegen noch am Vormittag mit der Katana nach Hause, Werner und Alex fahren für eine kurze Arbeitswoche ebenfalls heimwärts.
Angesichts der bescheidenen Wetteraussichten packen wir nur die Fox für 2 Kunstflüge aus.
Den ersten fliege ich zur Sondierung der Windverhältnisse alleine, den zweiten mit Erich und Günter schleppt uns mit der KUB. Als ob die Föhnturbulenzen auf den letzten 200 Höhenmetern noch nicht genug wären, bemüht sich Erich redlich, im Schlepp alles noch schlimmer zu machen. Den Kunstflug selbst zaubert er dann aber überraschend unspektakulär in den Timmersdorfer Luftraum.
Franz versucht erfolglos, mit der Harley die Timmersdorfer Piste zu planieren.
Den Nachmittag verbringen wir auf der Hirnalm (Google Maps). Bei der Heimfahrt geht ein mächtiges Gewitter nieder und gerade als wir zum Flugplatz zurückkommen landet im strömenden Regen ein Segelflugzeug. Wieder ist es einer der Zeltweger Streckenflieger, die schon am Mittwoch in der Abenddämmerung gelandet sind.
Die Abendstimmung über dem Reiting ist spektakulär wie immer nach einem Gewitter.


Montag, 20.5. - Pfingstmontag
Sehr hinterhältiges Wetter – jedes Mal wenn wir glauben, dass wir zumindest den Twin-Astir für ein paar kurze Flüge auspacken können, beginnt es kurz danach wieder zu regnen. Außer ein paar Modellhubschrauberflügen finden somit keine Flugbewegungen statt.
Nachdem wir jetzt auch noch den letzten Stecker unserer Anhänger erneuert haben, müssen wir uns neue Beschäftigungen für die nächsten fluglosen Tage suchen.
Die Timmerdorfer Schlepppilotin und der Betriebsleiter schneiden mangels eigentlicher Arbeit die Hecke rund um die Tankstelle – also lieber Stockerauer Betriebsleiter, so werden hinter dem Semmering Arbeitsdienste geleistet!
Auf dem Panorama-Foto sind von links nach rechts zu sehen: Die Wohnwägen samt Vorzelt von Alex und Werner, im Hintergrund ein Timmersdorfer Wohnwagen und das Wohnmobil vom Günter und vor dem Hangar mein Wohnmobil und das von Franz.
Das letzte Foto ist in Suchbild, auf dem unter den vielen Flaschen auch ein richtiger Pilot verborgen ist. Wer ihn als erster erkennt, bekommt von mir ein alkoholfreies Getränk aus Käpt’n Tschända’s Automaten spendiert (alle Anwesenden sind natürlich ausgenommen).


Dienstag, 21.5.
Um 6:00 strahlend blau, um 8:00 4/8 Bewölkung und um 10:00 7/8 – das lockt normalerweise keinen Segelflieger hinterm Ofen oder aus dem Wohnmobil hervor.
Erich möchte trotzdem einen Übungsstart mit dem Twin-Astir machen, was grundsätzlich nicht die schlechteste Idee ist, weil ja Übung in der Fliegerei nie schaden kann. Franz Bachmayer schleppt uns kurz vor 11:00 auf 1200m, was von den anderen etwas mitleidig mit „Rothschild-Schepp“ kommentiert wird.
Franz und Sepp fahren angesichts des Wetterberichts gegen Mittag für eine kurze Urlaubsunterbrechung nach Hause. Sepp wahrscheinlich auch um nach 2 Wochen im Zelt endlich wieder in einem normalen Bett zu schlafen.
Die dänischen Segelflieger, die ebenfalls in Timmersdorf Urlaub machen, dürften von uns inspiriert worden sein und basteln ebenfalls an ihren Anhängersteckern herum.
Tatsächlich war der Schlepp aber eine gute Investition, weil sich Erich entgegen allen Thermik-Prognosen für die nächsten 2½ Stunden in der Luft halten kann. Nachdem ich zugegebenermaßen auch nix erwartet habe, war meine Flugvorbereitung dementsprechend mangelhaft - nix zum Essen, nix zum Trinken, nix zum Pinkeln, nix zum Anziehen (wir haben in 2000m immerhin frische 5°C und kaum Sonneneinstrahlung). Dank Erich hab ich auch nix zu fliegen, daher bleit mir nur die Rolle eines gelegentlich einflüsternden Fotografen. Somit ist auch Erich etwas überraschend zu seinem ersten Thermikflug gekommen, nachdem er bisher meistens geschleppt hat.
Am Nachmittag lädt mich der Betriebsleiter zu einem kurzen Rundflug mit der Timmersdorfer Remorqueur ein und wie nicht anders erwartet ist auch die steirische Schwester unserer Schleppmaschine ein absolut lässiger Flieger.


Mittwoch, 22.5.
Noch immer sehr wechselhaftes Wetter – mal schaut’s nach Fliegen aus und kurz danach als ob demnächst die Welt untergehen würde.
Wir entscheiden uns, diesmal am Boden zu bleiben.
Franz und Erich machen auf Rocker und fahren zu einen Berghütte, deren Name ich hier nicht veröffentlichen darf weil der Zufahrtsweg eigentlich gesperrt ist.
Günter fährt nach Wien um auch sein Moped nach Timmersdorf zu überstellen und ich nütze die Zeit um den Antrag für die Verlängerung meiner Tieffluggenehmigung zu stellen.
Das Bundesheer ist wetterfester als wir und trainiert mit Eurofighter und Hercules offensichtlich schon für die Airpower 2013 (Link).
Am Abend besuchen wir in Mautern das Lokal von Woody, der in der vergangenen Woche der Timmersdorfer Schlepppilot war.


Donnerstag, 23.5.
Am Morgen ist es verdächtig ruhig und der Wetterbericht lässt auch etwas Hoffnung auf Segelfliegen aufkommen. Aber schon am frühen Vormittag sind die ersten Rotorfetzen über Timmersdorf zu sehen und vom Nordwesten her ist sowieso alles angestaut, daher verwerfe ich schon bald mein Plan A, nämlich mein Segelflugzeug aufzurüsten.
Plan B ist wie immer mit der Fox wenigsten ein paar Kunstflüge durchzuführen, noch dazu ist ein Kunstflug-Kollege aus Weiz zum Trainieren zu uns gekommen.
Nach dem schon fast täglichen Trainingsflug der Hercules C-130 meldet aber ein Blackhawk-Pilot am Funk dass es knapp über Platzrundenhöhe stark turbulent ist. Wenn’s schon eine Vollprofi in einem 10t schweren Hubschrauber so durchbeutelt, dann ist für uns in der Amateurklasse Schluss mit lustig – keine einzige Flugbewegung in LOGT.
Günter fährt eine Runde mit dem Motorrad.
Sepp, der in der Früh von seinem Heimaturlaub zurückgekommen ist, radelt wieder auf die Weiglmoar-Alm - diesmal ohne Brez‘n.
Am Abend fahren wir zu unserem obligatorischen Besuch ins Steirereck am Pogusch (Link) und weil‘s grade am Weg liegt bunkern wir auch gleich 270 Liter Mogas in Kapfenberg.
Das 1200g T-Bone-Steak (eh für 2 Personen) ist ein Gedicht.


Freitag, 24.5.
Na ja, das Timmersdorfer Wetter!
Am Vormittag ist es zumindest noch trocken und zum ersten Mal seit vielen Jahren fahre ich wieder Motorrad. Zuerst mit Günters Honda und dann noch mit dem Heavy-Metal-Moped von Franz - Danke an beide für das Vertrauen. Günter testet dann auch noch die Harley-Davidson.
Ab Mittag beginnt es sich langsam einzuregnen und HaWi, unser wortgewaltiger Lieblings-Betriebsleiter, kredenzt uns mangels sonstiger Aufgaben vorzügliche Forellen.
Wie nicht anders zu erwarten radelt Sepp wieder auf den Berg.
Günter und Franz fahren zum Harley-Shop in Graz und werden vom Mechaniker herzlich begrüßt: „Servas, wos is scho wida hin?“
Werner Casett zieht für die letzte Fluglagerwoche wieder in seinen Wohnwagen ein.


Samstag, 25.5.
Kein Kommentar zum Wetter.
Günter fährt eine Runde mit der Honda – natürlich nicht ohne sein gestern neu erworbenes wasserdichtes Beinkleid.
Erich und Werner gehen, Sepp radelt wieder mal zur Weiglmoaralm und treffen dort auf die Timmersdorfer Segelflieger, die offensichtlich auch nichts Besseres vorhaben.
Das fliegerische Highlight des Tages ist der Besuch einer perfekt und bis ins letzte Detail akribisch renovierten Auster Mk. V aus Niederöblarn, die schon 1944 bei der D-Day Invasion mit dabei war und das älteste noch fliegende Motorflugzeug in Österreich sein soll.
Nach einer Arbeitswoche kehrt auch Alex samt Family, Harley und Mobilgarage zu uns zurück – langsam mutieren wir vom Segelfluglager zum Biker-Treffen.
Am Nachmittag fahren wir übers Hiaslegg zum grünen See, wo unzählige Taucher die überfluteten Wege und Sitzbänke erforschen, die in ein paar Wochen wieder die Wanderer bevölkern werden. Immerhin wissen wir jetzt, woher der See seinen Namen hat.
Am Abend laden uns die Flugplatz-Hausherren anlässlich unseres 10-Jahres-Jubiläum zu einem gemütlichen und feuchtfröhlichen Grillabend ein. Um nicht auch noch die letzten treuen Leser unserer Fluglager-Tageberichte zu vergraulen, werden keine Bilder davon veröffentlicht.


Sonntag, 26.5.
Das Wetter ist besch… - äh, nix zum Fliegen. Zwar kein Regen, aber der Wind bläst schon am Vormittag mit rund 20kt am Boden und dementsprechend stark in der Höhe.
Günter überstellt sein Moped heim nach Wien.
Nachdem wir auch heute nicht in die Luft kommen werden, gehen wir zu Fuß die 550 Höhenmeter zur Weiglmoar-Alm (Google Maps). Wir, das sind außer uns auch noch der Betriebsleiter, die Schlepppilotin, die dänischen und ein deutscher Segelfliegerkollege, also quasi der gesamte Flugplatz Timmersdorf.
An dieser Stelle müssen wir uns in aller Form bei Frau HaWi entschuldigen, dass wir Herrn HaWi in seiner Funktion als Betriebsleiter auf die Alm verschleppt haben. Er hat sich heldenhaft gewehrt, aber letztendlich war der gruppendynamische Zwang größer und so wird er auch den letzten Tag seiner Betriebsleiterwoche in seinem Wohnwagen am Flugplatz verbringen.
Leider ist uns heute auch die fliegerische Alternative für thermiklose Tage abhanden gekommen, da die Fox für einen Kunstflugbewerb nach Deutschland überstellt wird.


Montag, 27.5.
Optimale Wetter für die Rückfahrt von Günter – mit der Eisenbahn von Wien nach Leoben!
Sonst ist heute nix Nennenswertes passiert - ah ja, Sepp hat den Patschen an seinem Segelflugzeuganhänger repariert, Erich hat erfolgreich eine Schachtel Schokobananen geöffnet und auf der richtig fetten Harley von Alex sind wir eh nur probegesessen!


Dienstag, 28.5.
Auf die eher wenig hilfreichen Anrufe und eMails von den Zuhausegebliebenen gibt’s nur eine Antwort – Fliegen!
Die Wetterpropheten sind zwar recht zurückhaltend, aber in einer kollektiven Verzweiflungstat bereiten wir (und alle anderen auch) unsere Segelflugzeuge vor.
Letztendlich ist der Tag doch besser als geglaubt und alle Anwesenden kommen nach einer Woche Pause wieder zum Segelfliegen - zumindest bis uns gegen 14:00 lokal die aus allen Richtungen näherkommenden Regenschauer zum Landen zwingen.
Sepp schafft mit knapp 2 Stunden den längsten Flug, Werner testet die Timmersdorfer DG-1000 und auch der neu hinzugekommene Martin Kalch kommt noch zu einem kurzen Flug mit Günter im Twin-Astir.
Günter bzw. Erich übernehmen mit der KUB auch die Schlepps der anderen Segelflugzeuge, damit der Timmersdorfer Schlepppilot seinen MIM-Lehrer-Prüfungsflug absolvieren kann.
Gegen Mittag kommen Toni Pfeifer mit dem Motorrad und Manfred Pokorny und Peter Altmann mit der DTA zu uns. Toni quartiert sich bei Werner im Wohnwagen ein, die DTA fliegt am Nachmittag wieder heim.
Werner baut mit Erichs mentalem Beistand die Verkabelung in seinem Wohnwagen auf ÖBB-Starkstrom-Standard um.
Am Abend kommen auch noch Schorschi und Hermi mit dem Wohnmobil nach Timmersdorf.
Kleiner Beitrag zur aktuellen Oberklasse-Diskussion: Jeder einzelne der 3 Eigenstarter auf dem ersten Foto und auch die DG-1000 würde recht gut in unseren Kostenrahmen passen.


Mittwoch, 29.5.
Fliegerisches Ende des Fluglagers 2013.
Nachdem der Wetterbericht bis zum Wochenende nicht die geringste Aussicht auf Flugwetter zulässt, entscheiden wir uns, die Segelflugzeuge für die Heimreise abzurüsten.
Sepp packt sein Zelt und seine Segelflugzeug zusammen und fährt nach Hause. Günter und Werner fahren auch gleich mit dem Twin-Astir und einem Einsitzer nach Stockerau. Alex transportiert seine Harley ebenfalls im Hänger nach Hause. Erich und ich nutzen die für die nächsten Tage wahrscheinlich letzte Möglichkeit, die KUB nach Stockerau zu fliegen. Da Werner, Günter und ich noch unsere Wohnmobile und –wägen in Timmersdorf stehen haben, fahren wir gemeinsam in die Steiermark zurück. Erich hat nix besseres zu tun und fährt ebenfalls wieder mit.
Am Abend besucht uns auch noch Herbert Duschek – natürlich auf der Durchreise nach irgendwohin.
Die Abendstimmung ist spektakulär wie immer wenn in Timmersdorf das Wetter schlecht ist.
Die nächsten Tage werden Hardcore-Camping – mal sehen wie schlecht das Wetter noch wird und wie lange wir es aushalten.


Donnerstag, 30.5. - Fronleichnam
Typisch Timmersdorfer Schönwetterstratus, d.h. es regnet den ganzen Tag gemütlich vor sich hin, der Sölkpass ist wegen Schneefall gesperrt und am Gaberl wird Winterausrüstung empfohlen. Spruch des Tages: „Das Gute an der Sommerzeit ist, dass man am Abende eine Stunde länger Schnee schaufeln kann“
Wir bauen im Regen Werner’s Vorzelt ab, das uns in den letzten 3 Wochen als Kommunikationszentrum und Basislager gedient hat.
Werner, Erich, Günter, Toni, Schorschi, Hermi und Herbert fahren heim. Franz Bachmayer holt den zweiten Einsitzer ab und somit sind alle Vereinsflugzeuge wieder in Stockerau.
Im Moment sind nur noch Franz Neubauer, Alex und ich mit zwei privaten Segelflugzeugen, Toni’s Honda, einer Harley, 2 Wohnmobilen, einem Wohnwagen und einem PKW in Timmersdorf.
Hoffnung auf Fliegen haben wir keine mehr, was aber auch irgendwie entspannend ist und wir genießen es, einfach einen Tag lang nix zu tun.


Freitag, 31.5.
Schnee bis fast ins Tal und immer noch Regen – pausenlos und den ganzen Tag.
Alex verlässt nach dem Frühstück ebenfalls das sinkende Schiff.

Herbert holt seine DG-300 ab und somit haben Franz und ich nur mehr 1 Segelflugzeug, 2 Wohnmobile und 2 Motorräder, aber tragischerweise keinen PKW mehr als Shuttle zum nächsten Wirten. Zum Glück erbarmt sich der Timmersdorfer Schlepppilot, aber heimwärts geht’s 20 Minuten zu Fuß – selbstverständlich im Regen.
Endlich Zeit für die essenziellen Dinge: Die Suche nach einer öffentlichen Brückenwaage, um wieder einmal mein Wohnmobil zu wiegen (3,14t) und der Besuch eines Motorradhändlers mit hübschen roten italienischen Mopeds - wird langsam Zeit, dass ich auch heimfahre.
Die Abrechnung des Fluglagers geht wie immer zügig und ohne Schwierigkeiten über die Bühne.
Günter Reisner, der Timmersdorfer Obmann, bei unserer etwas umfangreicheren Getränkeabrechnung:

Anderen geht’s auch nicht besser - hier ein Foto, das ich vom Dobersberger Segelfluglager in Niederöblarn bekommen habe:


Samstag, 1.6.
Wie zum Hohn empfängt uns der Morgen mit strahlend blauem Himmel - was sich aber schon bald zur gewohnten 8/8 Bewölkung ändert.
Wir verladen die Harley und Franz verlässt ebenfalls Timmersdorf.
Nachdem Sonne und Wind meine Markise getrocknet haben, mache ich mich auch auf die Heimreise und somit ist das Segelfluglager 2013 Geschichte. Zurück bleiben nur ein ziemlich zerstörter Rasen am Campingplatz und die einsame Honda von Toni unter der Tankstelle.
Die Müsli-Riegel auf dem vorletzten Foto waren eigentlich als Verpflegung für meine Streckenflüge gedacht - viele hab ich leider nicht gebraucht.
Das letzte Bild ist für unsere Timmersdorfer Freunde: So sehen die Flachland-Bummerl hinter dem Semmering aus!


Fazit
Über’s Wetter zu sudern bringt eh nix, das letzte Fluglager war recht gut, das heurige halt recht bescheiden und mehr Camping- oder Motorradurlaub.
Trotzdem war die Stimmung und Beteiligung besser als jemals zuvor. Bis auf die letzten Tage waren immer mindestens 5 Teilnehmer anwesend und im Durchschnitt meistens 7-8.
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen Teilnehmern bedanken, aber ganz besonders bei Erich, Günter, Sepp, Franz, Werner und Alex, die mehr oder weniger durchgehend in Timmersdorf waren. Die beste Organisation wäre nix wert, weil ohne diese Unverzagten, die auch ein paar Schlechtwettertage aussitzen können, ein Segelfluglager sowieso zum Scheitern verurteilt wäre.
Danke auch an Alex, Werner, Erich, Franz und Christa, die mich mit Fotos für diesen Bericht versorgt haben.
Die Flüge hätten natürlich ein bisserl mehr sein können, aber ich denke, dass jedem für sich persönlich schöne Flüge gelungen sind. Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Jahre sind wir zwar nur rund 50% geflogen, aber es war auch nicht das schlechteste Fluglager (2005 sind wir noch um 10% weniger geflogen und haben das Fluglager wetterbedingt vorzeitig abgebrochen).
Wir sind immerhin an 9 Tagen geflogen und mit 1-2 zusätzlichen Thermik-Tagen, wo wir üblicherweise um die 30 Segelflugstunden schaffen, hätte die Bilanz gleich wesentlich besser ausgesehen.
Da wir unser Fluglager immer zwischen Christi Himmelfahrt und Fronleichnam legen, sind wir im nächsten Jahr fast ein Monat später dran – vielleicht ist dann das Wetter wieder freundlicher.

Gesamtbilanz
93 Flüge, 90:00 Flugstunden, 832 km für die Streckenflugwertung.
16 Teilnehmer, 167 Nächtigungen (davon 161 am Campingplatz).

Vereinsflugzeuge
OE-KUB Robin DR400/180R........48 Starts.....12:13
OE-5578 Grob Twin-Astir..............12 Starts.....19:00
OE-5382 Grob Club-Astir II............3 Starts.......6:59
OE-5226 Grob Jeans Astir.............3 Starts.......4:31

Privatflugzeuge
D-4177 DG303 (Liess)...................3 Starts.....14:38
OE-5712 SZD-55 (Leisser)............5 Starts.....11:49
D-1387 LS4 (Reithofer)..................4 Starts.....10:13
OE-5730 DG1000 (Timmersdorf)...2 Starts.......6:09
OE-5666 Fox (SpinningHawks)....12 Starts.......3:38
OE-9449 SF-25 (Timmersdorf).......4 Starts.......0:42

Piloten (nur Segelflüge)
Günter Mayer.................................9 Starts....21:23
Josef Reithofer.............................20 Starts....17:06......297 km
Herbert Liess..................................3 Starts....14:38......406 km
Josef Leisser..................................5 Starts.....11:49
Alexander Schneider......................3 Starts.......9:02
Franz Bachmayer...........................3 Starts.......6:59......129 km
Werner Casett................................5 Starts.......6:21
Erich Cozowicz...............................4 Starts......3:34
Franz Neubauer..............................2 Starts......2:59
Hausdorf Holger…………………… 1 Start........1:57
Martin Kalch....................................1 Start........0:37
Rudi Frenslich.................................1 Start........0:31
Georg Pohl..................................... nicht geflogen
Anton Pfeifer....................................nicht geflogen
Herbert Duschek............................. nicht geflogen


Link: Flugplatz Timmersdorf

Link: Webcam und Wetter

Link: Google Maps



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» von Josef Reithofer