Freitag - Mai - 19.05.2023 - 10:17 Uhr
» Italien vom Norden bis ganz in den Sueden




Verena und Walter mit der OE-DKT auf dem Weg in sonnige Gefilde.

Wir hatten schon lange geplant, gemeinsam „etwas Größeres“ zu machen. Im Norden (2019) und im Westen (2022) waren wir schon. Der Plan lautete also: Wir umrunden Italien. Ein genaues Studium der Seite www.fliegen-in-italien.de, der AIP, der Anflugblätter diverser Flugplätze- und Häfen sowie die Pilotenberichte in SkyDemon waren der Hauptteil der Vorbereitung.



Von LOAU gleich bis Ravenna
Wir flogen am 27. 4. 2023 von Stockerau (LOAU) Richtung Venedig, bei brauchbaren VFR Bedingungen. Wir wählten die Strecke über Zeltweg und Klagenfurt durch das Kanaltal. Die Wolkendecke lag bei 5500 ft, die Flughöhe 4000 ft ermöglichte es uns, das Kanaltal zu geniesen.
Die Berge verlassend öffnete sich die weite Ebene von Oberitalien, kaum mehr Wolken und mit etwas „Augen-zusammen-kneifen“ konnten wir das Meer schon erkennen.



Nach etwas weniger als 3 Stunden Flugzeit Landung in Venedig Lido (LIPV) und wir konnten unsere Beine wieder durchstrecken. Hier nur ein kurzer Aufenthalt, auftanken, ein Kaffee auf der Terrasse und mit italienischen Piloten über die Flugstrecke plaudern. Nach Ravenna ging es entlang der Küste. Die Funkkommunikation wurde „italienisch“. In Italien wollen die Info Stellen immer die nächsten Reporting Points und auch die Zeit dorthin wissen. Auch die Gepflogenheiten, welche Meldepunkte jeweils erwartet wurden und üblich sind, waren anfänglich gewöhnungsbedürftig und stellten uns in Verbindung mit der Aussprache vor kleine Herausforderungen. Nicht nur einmal verwendeten wir die allzu bekannte Phrase: „Say again“ bzw. schauten wir uns öfters fragend an: „Wos hod a gsogt“. Ravenna Airfield (LIDR, 1200m), wie erwartet kein Flugbetrieb, kein Betriebsleiter. Nach dem Abstellen der PA28 begegnete uns lediglich ein Fluglehrer auf dem Weg nach Hause, der so nett war, uns in die Altstadt mitzunehmen. Der 1. Abend klang bei einem guten Essen, einem Glas Bier (Walter) und Aperol-Spritz (Verena) aus.
Der 2. Tag begann mit einem kurzen Stadtrundgang und der Besichtigung der berühmten Kirche San Vitale (6. Jh.) mit ihren beeindruckenden Mosaiken. Ein wenig Kunst und Kultur muss sein, aber wir hatten an diesem Tag noch viel vor.



Ursprünglich wollten wir nach Salerno (die Amalfi-Küste besuchen), allerdings ist Salerno wegen Renovierung für längere Zeit gesperrt. Daher hieß das nächste Ziel Flughafen Lamezia Terme (LICA) wesentlich weiter südlich. Also ab zum Flugplatz, jetzt waren sogar einige Piloten hier, Lande- und Abstellgebühr waren keine zu bezahlen. Man plauderte über Dies und Das. Da es hier keine Möglichkeit zu tanken gab, war unser nächstes Zwischenziel der Aeroclub Benevento (auf Höhe von Napoli) in den Bergen. Dort hat man uns MoGas zugesagt, die Strecke von ca 430 nm bis LICA, ohne zu tanken, wäre zu riskant. Solche Zwischenstopps waren auch immer wieder für einen Pilotenwechsel geplant – wir wollten regelmäßig abwechselnd fliegen. Auf solchen Flügen ist eine klare Aufgabenteilung sehr hilfreich (PIC: Flugzeugführung, Navigation. CO: Kommunikation, Navigation, Fotografieren.)
Nach dem Start drehten wir noch eine Runde um die Altstadt von Ravenna, um zu fotografieren, was aber wegen der „prohibited Area“ nicht ganz einfach ist. Es ging über Berg und Tal, die Luft wurde zusehends turbulenter, da wir eher im Landesinneren zwischen der Küste und dem Hauptkamm des Apennin flogen. In solchen Situationen fliegt Walter lieber ohne Autopilot, der Flug wird dadurch ruhiger, weil nicht jeder Auf-und Abwind gleich intensiv korrigiert wird.



Quer über Italien und den Apennin

Der kleine Grasplatz liegt idyllisch nahe an der Stadt Benevento. Wir wurden von den 3 Haushunden freudig begrüßt, und sofort vom sehr netten Betriebsleiter zur nächstgelegenen Pizzeria gefahren, „avanti, avanti“ schnell noch Spaghetti vongole verzehren, weil das Lokal um 15 Uhr geschlossen wird – naja, Siesta muss schon sein. Das Knurren in der Magengegend hörte man nun nicht mehr, dafür das Gluckern des MoGas, wie es aus den 6 Kanistern (zu je 15l) in den Schlund der Tanköffnung rann. Dann ging es weiter nach Lamezia Terme weiterflogen.



Wir waren ja schon mitten im Apennin, nun also nach Westen vorbei am leider geschlossenen Flugplatz Salerno, dann nach Süden entlang der Westküste Italiens, mit wunderschönen Stränden und Hinterland-Fotomotiven. In der Ferne, im Dunst war der Stromboli zu erkennen, und bei Abkürzungen über große Buchten flogen wir erstmals richtig über das Meer. Der Anflug in LICA stellte kein Problem dar, man sieht den Platz ja schon von Weitem. Die landung von Verena war perfekt trotz stimmungsvollem Gegenlicht. Auch hier herrschte kaum Betrieb, einige gelbe Wasserlöschflugzeuge sind hier geparkt: Für Verena sind es ihre groß gewordenen Kinderträume aus dem Film „Planes – Fire&Rescue“ aus dem Hause Walt Disney, „Lil`Dipper“, das Löschflugzeug.



Kaum hatten wir unsere Parkposition erreicht, wurden wir sofort von einer strengen Ground-Dame aufmerksam gemacht, wir hätten keinen Flugplan und dürften eigentlich gar nicht landen –war aber egal, dafür wollte sie gleich wissen wann wir wieder abfliegen und wohin. Unsere Antwort „wissen wir noch nicht“ löste etwas Erstaunen aus, gefolgt von dem Einwand das der nächste Tag, ein Samstag, ein sehr intensiver Flugtag für Großflugzeuge ist. Unser Plan war aber sowieso klar, wir wollten wir nach Sizilien – Taormina, um dort 2 Tage zur Erholung zu bleiben. Wir fanden ein sehr günstiges Appartement in Strandnähe, die Wartezeit auf den Schlüssel verbrachten wir mit Aperol-Spritz. Die italienischen Tavernen versorgten uns mit Essen und Getränken, müde von der langen Reisezeit, schliefen wir in der einfachen, aber sauberen Unterkunft rasch ein.



Der nächsten Tag, sollte der letzte Flug für mehrere Tage sein, doch das wussten wir zu dieser Zeit noch nicht. Diesmal wurde der Flugplan über homebriefing aufgegeben, Destination: „Calatabiano“, ein Grasplatz, der als „Earth“ ausgewiesen ist und etwas südlich von Giardini-Naxos bei Taormina liegt. Eine eigene ICAO Kennung gibt es nicht – CT05 (die Bezeichnung der AvioPortolano Plätze) funktioniert auch. Unmittelbar nach dem Take-off erklärte man uns wieder, wir hätten keinen Flugplan „gefiled“ (ein Problem, das auch in Zukunft immer wieder auftrat aber scheinbar dort nicht so wichtig ist). Wir übermittelten dann über Funk alle erforderlichen Details. Der Flugbetrieb am Samstag war, entgegen der Ankündigung am Vortag, jedoch wenig „busy“. An der Anzeigetafel waren gerade einmal 3 Arrivals und 3 Departures notiert – im Zeitraum von 10 Stunden.

Wieder ging es entlang der Küste Richtung Süden, sehr schön war der Flug vom Festland über die Straße von Messina bis zur nächsten Küste – dieses Mal aber schon auf sizilianischer Seite. Die beiden hohen Masten an der nördlichen Einfahrt zur Straße von Messina sind deutliche Obstacles und erinnern an 2 Wachhunde vor einem Eingang. Wir hatten am Vortag mit dem Flugplatzleiter Kontakt aufgenommen, der uns eine Landung auch ohne Betriebsleitung zugesagt hatte. Nachdem die Piste nur 480 m lang ist, wollte Walter zunächst einen Überflug in Landekonfiguration machen, die Windsituation und der Anflug waren aber schon so, dass er gleich zu Beginn der Piste aufsetzen konnte, und nach 2/3 der Pistenlänge das Flugzeug zum Stillstand brachte (gelernt ist gelernt).



Ein wirklich herzliches „Willkommen“ durch den Chef, der uns gleich einen Hangar Platz und statt eines Taxis die Organisation eines Mietwagens anbot, was wir alles sofort gerne annahmen. Das Hangarieren war bisserl wie zu Hause – alles mögliche stand im Weg und erforderte 4 kräftige Männer. Dieses Mal wollten wir (oder war es Verena?) ein schönes Hotel mit SPA-Einrichtung, das Mietauto, ein kleiner SMART, wurde direkt zum Flugplatz geliefert und wir fuhren in das für 2 Tage gebuchte Hotel. Verena genoss einen Nachmittag im Sommerkleidchen am warmen Strand. Walter hatte seine Badesachen in einer anderen Tasche im Flugzeug vergessen und durfte nochmals zurückfahren. Ende April ist noch keine Badesaison, daher sind kaum Gäste am Strand, generell sind viele Lokale noch geschlossen. Abends fanden wir ein kleines Restaurant (ein Beisl?) und genossen italienische Spezialitäten.

Als VFR Flieger dem Wetter ausgeliefert

Sonntag – Dienstag. Nur 2 Tage Aufenthalt in Taormina waren geplant, die (erwartete) Kaltfront war dann doch so massiv (mit extrem starkem Regenfall und Sicht unter 100m), dass wir gezwungen waren, den Aufenthalt zu verlängern. Die Zufahrt zum Hotel war durch die große Niederschlagsmenge ziemlich überschwemmt - fast blockiert (Wassertiefe bis Reifenoberkannte), doch mit viel Schwung schwamm unser kleiner Smart durch den Schlammwassersee. Wir nutzten diese Tage, um weitere Destinationen zu besprechen und vorzubereiten, fuhren mit dem Mietauto in Richtung des Vulkans Ätna oder die Küstenstraße Richtung Norden. Kaum verlässt man die Hauptstraßen, befindet man sich auf mit Schlaglöchern versehenen kaputten engen, kurvigen Straßen. Ampelregelungen gelten offensichtlich für Radfahrer nicht, selbst für Autofahrer schien es, dass die Ampeln nur als Sehtest oder freundliche Empfehlung errichtet sind.

Am Mittwoch, 3. Mai 2023, sahen wir endlich etwas Sonne in der Früh. Das nächste Ziel war der kleine Flugplatz Bocca di Falco (LICP), fast innerhalb der Hauptstadt Palermo. Walter meinte der ursprünglich geplante Weg über die Berge nach Nordwesten „wird schon gehen“. Die Spritberechnung war für die kürzere Strecke ok, doch wegen des möglichen Umwegs tankten wir doch noch 50l (ca. 1,5 Std) zusätzlich nach. Diesmal war für die kurze Piste Verena dran. Mit 25° Klappen machte sie einen Kurzstart, wie er im Handbuch beschrieben ist und wie berechnet hoben wir 100m vor Pistenende ab. Trotzdem war es spektakulär und wurde von den dort anwesenden Piloten gefilmt (sonst haben die dort eher Ul´s – eine PA28 war auch für sie nicht alltäglich).



Während des Fluges entlang der Küste Richtung Nordosten hingen die Wolken tief in den Tälern und in völlig unbekanntem Gelände, mit quer verlaufenden Hochspannungsleitungen, haben wir zu Plan B gegriffen. Also ging es nach NO bis Messina, dort eine Spitzkehre um den riesengroßen Hochspannungsmast (770ft), dann genau nach Westen entlang der Nordküste Siziliens mit einer wunderschönen Landschaft inklusive herrlicher Sandstrände. Generell flogen wir diese Strecken in geringer Höhe, Walter liebt es in „Ameisenhöhe“ zu fliegen, besonders bei tiefer Wolkenbasis, da die Sicht dort auch besser ist. Dadurch genossen wir auch den Ausblick auf Städte, bizarr geformte Berge und Küstenfelsen. Von den extremen Niederschlägen der letzten Tage zogen sich riesige Schlammzungen bei jeder Flussmündung ins Meer. Aufgrund der noch hohen Luftfeuchtigkeit und der damit verbundenen Wolkenuntergrenze konnten wir selten höher als 1000 ft über Grund fliegen. Erst kurz vor Palermo wurde das Wetter besser.



Mittlerweile waren wir schon vertraut mit dem Funkverfahren, das sich doch etwas vom österreichischen oder deutschen unterscheidet. Immer vorbereitet mit dem nächsten Reporting Point und der erforderlichen Zeit dorthin waren wir schon fast Funkprofis.

Der Stadtflugplatz in Palermo liegt innerhalb der Stadt, und Walter hatte gleich wehmütige Erinnerungen an Tempelhof. Die Frequenzwechsel dort sind knapp: nach „Roma Info“ kam Bocca di Falco Info. Der nette Kollege der Info Station war offensichtlich ein Palermo Reiseführer, denn er überschüttete uns mit Informationen. Walter musste ihn kurzfristig stoppen, um zu Palermo Approach zu wechseln. Verena hatte noch das Gefängnis von Palermo zu umfliegen, und erst, als wir schon im kurzen Endanflug auf Piste 35 (1.130m) waren, gingen wir wieder auf Bocca di Falco Info. Ganz Palermo liegt in einer Kontrollzone, dazwischen zwei Restricted Areas, Konzentration war gefordert.



Unser „Follow Me“ Car war ein altes Feuerwehrauto einer deutschen freiwilligen Feuerwehr, das uns zur Tankstelle (bitte vollfüllen) geleitete. Wir fuhren ca. 30 min (für ca. 6 km) in die Altstadt, wo wir eine nette, saubere Unterkunft für 2 Nächte fanden. Das inkludierte Frühstück war in der Kochnische bestand aus Zwieback, in Plastikhüllen eingepackten kleinen Keksen, einer Kaffeemaschine und Mineralwasser. Palermo ist eine sehenswerte Stadt mit beeindruckenden Brunnen, Schlössern, Kirchen, Palazzi. Die „Sauberkeit“ ist schon sehr südlich. Enge romantische Gassen, in die wir aber eher nicht gehen, dazwischen stehen Vespas, kleine Tische und Stühle für den Morgentratsch der Sizilianer. Das Nachtleben endet kaum vor 2 Uhr, man sitzt im Freien, genießt ein Getränk, nascht an den Oliven und Bruschetta Brötchen, die oft zum Getränk dazu serviert werden.



Das Ziel vor Augen

Walter hatte noch eine großes Flugziel: DTMB Monastir – Habib Bourguiba – AFRIKA
Ob dieses Ziel zu schaffen ist, war ein Fragezeichen. Versuche, dort Kontakt aufzunehmen, scheiterten. Nun gut, noch ist es nicht so weit.

Am übernächsten Tag, Freitag, ging es weiter auf die westlichste italienische Insel
Pantelleria (LICG), die zugleich auch schon südlicher als der Norden Afrikas auf der Höhe von Tunis liegt. Obwohl Walter gerne eher tiefer fliegt, war das wegen dem DANGER Area LID 13 bis FL 75 nicht möglich. Verena war das sehr recht, da wir hier mit Schwimmwesten ausgerüstet, doch eine bessere Überlebenschance haben, die Wasserstrecke betrug etwas mehr als 45 min. Immer sahen wir Schiffe, so dass im Notfall vermutlich jederzeit eines nahe genug gewesen wäre, um daneben zu wassern. Unsere DKT ließ uns nicht im Stich – Walter meinte „der Motor weiß ja nicht, dass wir über dem Wasser sind“. Entspannt sahen wir bald die Konturen der Insel vor uns, und ein ebenso entspannter Controller meldete sich sofort. Wir requesteten einen Sight-seeing-Flug rund um die Insel der sofort genehmigt wurde. Wir umrundeten diese außergewöhnlich schöne Insel mit ihren schroffen hohen Küsten, ähnlich wie bei Rosemunde Pilcher (co Verena), und ihren sanft abfallenden zum Meer hinreichenden Hügeln.



Der Flughafen hat 2 Pisten mit mehr als 1,7 km Länge. Ein einziges Cargo Flugzeug stand am Vorfeld, hier hatte es niemand eilig. Der Terminal war menschenleer. Auf der Anzeigetafel waren 3 Arrivals und 3 Departures notiert, innerhalb der nächsten 5 Stunden, also man kann auch hier nicht sagen, it`s a busy airport. Der Mann hinter der Theke des Cafés bereitete uns 2 American Coffee, die angebotenen vertrockneten Kekse lehnten wir dankend ab. Etwas fiel uns auf: Auch hier gibt es eine Flugplatz Katze, wie bei uns in Stockerau (allerdings rothaarig und mit 4 Pfoten).



Nun war der späteste Zeitpunkt gekommen zu entscheiden, ob es einen Weiterflug nach Afrika gibt oder nicht. Wieder ein erfolgloser Versuch telefonisch Kontakt aufzunehmen. Die Flugplanung war ohnehin so, dass wir hin und zurückfliegen könnten, ohne Zwischenstopp zu machen. Dies für den Fall, dass wir nicht landen dürfen oder auch keinen Sprit bekommen. Wir fragten die sehr nette Lady im Handling Office, die uns jedoch intensiv davon abriet! Zuviel Wirr-Warr, Chaos durch die kriegsähnlichen Zustände südlich von Tunesien. Verena war darüber nicht traurig, obwohl nun Walters Ziel nicht erreichbar war.
Rasch war aber wieder gute Stimmung. Die Insel verlassend, wieder über 7500 ft, dann über Land mitten durch Sizilien. Nördlich vorbei am Ätna ging es nach LICR Reggio Calabria – ein notwendiger Tankstopp, weil es danach länger keinen vernünftigen Platz mit Sprit gibt.



Hier stand die Entscheidung an, ob wir nun auf der West- oder Ostseite Italiens den Rückflug ansetzen wollten. Im Westen war die Überlegung über Rom (Urbe) nach Pisa, aber wir entschieden uns für den Osten. Da stand die Überlegung dahinter, eventuell Montenegro und Kroatien einen Besuch abzustatten. Demnach hieß unser Ziel Crotone (LIBC)-sozusagen der Absatz des Stiefels. Die Bezahlung in Reggio Calabria erfolgte wie immer bargeldlos, Landgebühr 52,--. Die Abrechnung des Sprits erfolgte meist separat. Auch zu erwähnen ist, sich nicht nur um die Landeerlaubnis zu kümmern, sondern extra, um Refuelling zu requesten, die beiden Abteilungen, Flughafen und diverse Handling-Companies, arbeiten nicht zusammen, auch Anfragemails wurden nicht an die richtige Stelle weitergeleitet.

Eine unangenehme Überraschung

Es war schon Abend, und die Wolken über den Bergen bauten sich auf. Voller Elan startete Verena wieder von Piste 33 Richtung Norden, der Plan war, relativ direkt Richtung Crotone zu fliegen. Die Quellbewölkung hinderte uns aber daran, und wir mussten den „Stiefelspitz“ entlang der Küste nach Norden abfliegen. Ein Tal erlaubte uns dann doch den Durchflug bei niederer Wolkenbasis auf die südliche Küste. Plan B wäre problemlos wieder Lamezia Terme gewesen – aber da bei der strengen Lady waren wir schon. Von Roma Information weitergeleitet auf Brindisi Information erreichten wir nach etwas mehr als einer Stunde Crotone. Wieder erlebten wir einen Flughafen, so groß wie unsere Regionalflughäfen (z.B. Graz) mit nahezu keinem Verkehr. Freundlichst wurden wir begrüßt, in das Büro geleitet, und hier bekamen wir einen Schock, der noch tief sitzt. Die Landegebühr betrug € 352,--!!! Nach Nachfrage erhielten wir nur eine lapidare Antwort, der junge Mann könne ja nichts dafür, Preise werden von der Obrigkeit gestaltet. Schlecht gelaunt warteten wir vor dem Flughafengebäude auf das bestellte Taxi, dass uns ins 8 km entfernte Crotone brachte und uns dafür gleich wieder € 40,-- abnahm. Wir haben uns übrigens nach unserer Rückkehr bei der „Obrigkeit“ beschwert und einen möglichen Fehler urgiert. Dem wurde nach 4 Tagen sehr freundlich stattgegeben und angekündigt, dass € 300,- zurückgezahlt werden. Wie auch immer, zu diesem Zeitpunkt waren wir eher schlecht gelaunt. Das Appartement lag nahe am Meer, und so marschierten wir gleich nach Übernahme der Zimmerschlüssel Richtung Strand. Dem Ruf einer kleinen Bar konnten wir uns nicht widersetzen und gönnten uns das eine oder andere „Lass-den-Schmerz-kleiner-werden-Getränk“. Danach schlenderten wir entlang der Promenade auf der Suche nach „ordentlichen“ Essen und nicht nur Nudeln und Pizza.. Was täten wir ohne Tablet und Internet? Ein gut beschriebenes Steak Lokal war gefunden, in der großen Glasvitrine suchte Walter ein passendes Stück Fleisch, das einige Minuten später medium rare auf dem Teller serviert wurde. Wir tranken nach dem Fliegen immer sehr viel Wasser, um den Körper nicht verdursten zu lassen, an diesem Abend gab´s ausnahmsweise noch ein zweites Glas Bier und Aperol, um den finanziellen Schmerz über die hohe Landegebühr erträglicher zu machen.

Nachdem wir ja seit Pantelleria eigentlich auf dem Rückweg waren, bemerkten wir ein seltsames Phänomen. Als das am weitesten entfernte Ziel erreicht war und der Rückweg begonnen hatte, zog es uns magisch nach Hause. In Österreich gibt es die Bauernregel: „Die Kuh riecht den Stall“ (gilt auch für Ochsen ). „The job was done“, wir hatten ja bereits mehr als 13 Stunden Flugzeit „im Hintern“. Zudem zeigte sich immer deutlicher, dass ein großes Schlechtwettergebiet im Norden Italiens im Anmarsch war (www.windy.com ist für Voraussagen mehrerer Tage wirklich gut), und ein Aufenthalt im Süden Österreichs oder Slowenien stand nicht am Plan. Das beschleunigte die Planung unserer Rückreise nochmals.

Dem Wetter davon

So flogen wir am Samstag, 2 Legs, mit insgesamt mehr als 4,5 Stunden Flugzeit. Der erste Leg führte uns von LIBC nach LIBP Pescara, dort waren die Landegebühren (alles unter € 100,-- ist für Italien in Ordnung) wieder normal. Wir tankten unsere OE-DKT voll und setzen nach Spaghetti Carbonara (Flughafenrestaurant „Concorde“) unseren Flug nach Padua (LIPU) fort. Bei diesem Leg konnte Walter seine gesamten Funkkünste ausleben, von Brindisi Information, Ancona Radar, Falconara Tower, Padua Information, Rimini Approach, Rimini Tower, Cervia Tower wieder auf Padua Information und etlichen „stand by“ war alles dabei.
Beim „unbesetzen“ Miltärplatz Foggia (LIBF) begegnete uns dann nach Ein startender …jet, der von rechts unten vor uns vorbeizog.





Es war Samstag und überall waren Veranstaltungen mit Fallschirmspringen und Kunstfliegen angesagt. Vielleicht hat Verena jetzt die eine oder mehrere Funkfrequenzen vergessen, jedenfalls waren wir bei unserer Ankunft in Padua wieder auf Blindübermittlungen, also "Unicom", angewiesen. Padua Info hat uns darauf schon vorbereitet und uns auf Nachfrage vor der Verabschiedung noch eine Telefonnummer gegeben, wo wir den Flugplan schließen können (einen S+R Einsatz wollten wir nicht provozieren).
Vor der Landung ging es aber noch am Po, der träge vor sich hinfloss vorbei.



Dann ging es mit dem Autobus Nr. 12 in die Altstadt (€2,50 pro Person), die von sehr vielen Arkaden in den kleinen Gassen (die Schatten spenden und zum Verweilen einladen) und kleinen Bar´s geprägt ist. Da wir nach der langen Flugzeit müde waren, machten wir eine Verschnaufpause in einem dieser vielen Lokale. Wieder bekamen wir kleine, mit Kräutern versehene Brotstücke, Oliven und Chips zu den bestellten Getränken. Wir ließen den Abend kommen, drehten später noch eine kleine Runde in der Altstadt, fanden eine einzigartige Vinothek, wo wir in einen "Mädelspolterabend" gerieten. Ein lautes Durcheinander, lachende und fröhliche Menschen, das Leben feiernd.



Unser letzter Reisetag, 7. Mai 2023, begann für Walter recht zeitig (7h30). Dieses Mal nahmen wir ein Taxi zum Flugplatz Padua, füllten zum letzten Mal die Tanks bis obenhin, machten einen Flugplan nach LOAU und starteten wieder betriebsleiterlos. Es war absehbar, dass die Bewölkung im Laufe des Tages zunehmen würde, daher planten wir einen einzigen Leg bis nach Hause.
Es tauchte die inzwischen gut bekannte Lagunenlandschaft auf und diesmal vorbei an Venedig- Lido (LIPV) Richtung Grado.



Es ging wieder über Venedig, Jesolo, Caorle und Grado. Diesmal verließen wir bei Triest Italien und flogen über Slowenien an Graz vorbei Richtung Norden. Die Wolkengrenze bewies, dass es gut war, so früh zurückzukehren. Im Bereich Wechsel gab es erste kleine Schauer, so konnten wir unserem Flugzeug zum Bedauern von Walter nur eine Vorwäsche.

Nach einer Flugzeit von mehr als 3 Stunden erreichten wir LOAU, wo wir von unseren Fliegerkollegen mit der OE-DID vom Eindrehen in den Endanflug bis zum Aufsetzen auf Piste 07 begleitet und sogar gefilmt wurden. Freudig wurden wir von den anwesenden lieben Kollegen begrüßt. Nachdem der Papierkram erledigt war und noch etliches geplaudert wurde, fuhren wir 3 Stunden nach der Landung müde, aber sehr zufrieden nach Hause.





Zusammenfassend:
Mehr als 22 Stunden Flugzeit, ca. 2.200 nm, € 2.000,- für Sprit und Landegebühren von etwa € 1.000,-. Wir haben die PA28 gut und sorgfältig geleant und sind mit einem Durchschnittsverbrauch von ca. 30 Litern bei einem Powersetting von meist 65% ausgekommen.
Es war ein spannender und lehrreicher Flugausflug mit guten und sicheren Landungen, bei dem wir viele Schönheiten Italiens besichtigen konnten.

Betriebsleiterloses Fliegen: Ist in Italien weit verbreitet, Regeln dazu sind uns nicht bekannt. Nach Unterhaltungen mit italienischen Piloten ist es nicht zulässig, aber allgemein üblich und toleriert. Die üblichen (Unicom) Verfahren sind selbstverständlich trotzdem einzuhalten.

Zum Thema Sprit: Vorab Klärung per Telefon ist jedenfalls anzuraten. Bei entsprechender Planung stellt die Versorgung kein großes Problem dar. Manchmal ist nur MoGas verfügbar. Der Preis ist generell höher als in Österreich und Deutschland.









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