FSV2000
Dienstag - Oktober - 02.10.2007 - 01:02 Uhr
Segelflieger auf Abwegen
Samstag, 22.9.2007 - eigentlich ist ja Vereinsausflug nach Dresden, aber irgendwie dürfte das Ziel nicht allzu glücklich gewählt worden sein, weil schon einige Tage vorher klar war, dass keine Katana mitfliegen wird. Da wir Segelflieger schon länger Kroatien im Auge haben, Gabriel Stangl mit der Fox bei der schweizer Meisterschaft mitfliegt, der Twin-Astir auf einen neuen Schleifsporn wartet und die Thermiksaison sowieso schon längst vorbei ist, können wir kurzfristig mit 3 Katana’s unser Vorhaben realisieren.
Besatzung
OE-AHM: Karl-Heinz Müller und Franz Bachmayer
OE-ALJ: Gitti Gibisch und Josef Götz (der einzige Nicht-Segelflieger)
OE-COG Günter Mayer und Josef Reithofer
Stockerau - Portorož
Der geplante Abflug um 1000 lokal wird wegen der Bodennebel in Graz und Ljubljana noch um 1 Stunde verschoben, aber dann kann uns nichts mehr halten. Der Flug geht bei bestem Wetter direkt über Graz, den Radlpass und die Sichtflugstrecke durch Slowenien nach Portorož. Über Portorož kann und brauch’ ich nichts schreiben, weil wir nur für einen kurzen Tankstop gelandet sind und sowieso die meisten Motorflieger schon mal dort waren.
Portoroz - Lošinj
Wir fliegen die gesamte Westküste der Halbinsel Istrien ab und danach 30km über offenes Meer zur Insel Lošinj. In unseren Flugvorbereitungen haben wir eine Flughöhe von 4.500ft, damit wir im Notfall noch das Land im Gleitflug erreichen könnten. Dem Controller von Pula Approach ist unsere Flugvorbereitung aber ziemlich wurscht und er gibt uns maximal 2000ft. Jetzt beginnen die üblichen Außenlanderechnungen in unseren Segelfliegerköpfen, aber egal wie man’s rechnet – es geht sich nicht aus. Zum Glück wissen unsere Rotax-Motoren nicht, dass sie über dem Meer fliegen und schlimmstenfalls setzten wir halt unsere Katana einem der zahlreichen Schiffe unter uns vor den Bug.
Natürlich erreichen alle ohne Probleme die Insel Lošinj und auch der Flugplatz ist nicht leicht zu verfehlen. Der Platz selbst liegt mitten in der Pampa und die asphaltierte Piste ist sogar mit 900m etwas länger als zuhause, aber dafür mit einem ordentlichen Buckel in der Mitte.
Der Flugplatz ist geprägt durch ein sehr modernes Tower-Gebäude und eine Abfertigungsbaracke aus der längst vergangener Tito-Ära. Unter der rustikalen Veranda sitzt hinter einem Uralt-Holztisch der Zöllner – ein Bild wie aus einem Italo-Western von Sergio Leone.
Mali Lošinj
Der Tankwart bringt uns im Flugplatz-Taxi in die ca. 10km entfernte Inselhauptstadt Mali Lošinj, wo wir uns ein Quartier für die Übernachtung suchen. Wir finden ein Hotel direkt am Hafen und nachdem seit genau einem Tag auch schon die Nachsaison vorbei ist, gibt’s die Zimmer um 1/3 vom Hauptsaisonpreis.
Mali Lošinj selbst ist um diese Zeit einfach perfekt – angenehmes Wetter, kaum Touristen, freundliche Leute ohne Stress, relativ billig - Entspannung pur. Die Fischplatte ist ein Genuss.
Lošinj – Rijeka
Vorm Start müssen wir noch 1 Stunde warten bis unsere Flugpläne bestätigt sind ("communication problems"). Rijeka Approach schickt uns in 1000ft über die Inseln Cres und Krk, wobei das unlandbare Gelände für noch mehr Unbehagen sorgt als der Flug über das offene Meer, aber vielleicht sind wir Segelflieger auch einfach zu sehr auf Außenlandungen fixiert.
Rijeka – Stockerau
Der internationale Flughafen von Rijeka ist praktisch ausgestorben – das Vorfeld ist gähnend leer, die Wartehalle gehört uns alleine, nix zum Essen, außer uns in 2 Stunden genau eine Flugbewegung.
Nach der obligatorischen Zollabfertigung geht’s über den Grenzüberflugspunkt Sabad nach Slowenien, wo wir uns wieder in die Sichtflugstrecke zum Radlpass einreihen. Graz Approach schickt uns fast bis nach Ungarn ("traffic separation") und anschließend fliegen wir wie geplant über Kapfenberg und Mariazell heim.
Fazit
Sicher kein großes Ding, aber für uns Segelflieger eine deutlicher Erweiterung des fliegerischen Horizonts.
Die Krotische Küste und die vorgelagerten Inseln sind außerhalb der Touristensaison einfach herrlich, das Wetter war bestens, die Flugzeuge haben perfekt funktioniert - ein idealer Wochenendausflug. Das nächste mal geht's bis Dubrovnik.
Nur damit hier keine falschen Hoffnungen aufkommen: ab jetzt geht's wieder weiter mit dem Segelkunstflug mit Fox und Swift, aber das ist eine andere Geschichte ...
Geschrieben von: Josef Reithofer