FSV2000
Mittwoch - Dezember - 05.12.2007 - 00:31 Uhr
Udo Zimmermann's Texan T6 Abenteuer
Liebe FliegerkollegInnen,
ich möchte Euch eine heiße Adresse mitteilen, interessant für all jene, die ihren nächsten Urlaub vielleicht in Florida planen und schon immer mal einen echten Warbird - noch dazu kunstflugmäßig - selbst bedienen wollten.
Unsere heurige USA Urlaubsplanung hat uns wieder einmal nach Florida geführt. Auch wenn auf der Sightseeingliste meiner Gattin Karin Meer, Palmen, Alligatoren, Delphine - also Natur pur an oberster Stelle standen, so haben wir letztendlich doch eine beträchtliche Zeit in diversen Aviation Museen verbracht - und das war gut so. Sehr sehenswert das Museum von Kermit Weeks "Fantasy of Flight" in Polk City, wo wir die Möglichkeit zu einer 2-stündigen Warbird Restauration Tour nutzen konnten. Hochinteressant das Wiederherstellen alter/neuer Bauteile für z.B. eine B-17 Flying Fortress zu beobachten. Einmalig auch das "Naval Aviation Museum" in Pensacola (Home Base der Blue Angels), mit einer riesigen Ansammlung historischer Flugzeuge, wie es sie so konzentriert und in so ausgezeichnetem Zustand wohl kaum ein zweites Mal gibt.
Und nun zum eigentlichen Höhepunkt der Reise (...obwohl Karins Ausflüge in die Natur Floridas auch ganz nett waren...).
Bereits bei der Urlaubsplanung bin ich auf "Warbird Adventures" gestoßen, ein Unternehmen in Kissimmee / Central Florida (ganz in der Nähe vom Disney World), welches das Fliegen mit alten North American T-6 anbietet. Auf diesem Typ - auch bekannt als SNJ oder Harvard - wurden rund 70% aller amerikanischen II.Weltkriegspiloten ausgebildet, deshalb sagen die alten Amis zur T-6 auch stolz "the pilotmaker". Alleine die technischen Daten der Maschine bereiten vor Freude feuchte Augen: 9-Zylinder Sternmotor mit 22.000 ccm Hubraum und 600 PS, Baujahr 1945. Klar daß man sich das als "alter" fsv2000 Pilot der im Jahr 2003 mit Hotel-Charly den Flugschein erworben hat, nicht entgehen lassen darf.
Überpünktlich zur Öffnungszeit früh morgens, standen wir im Office von Warbird Adventures. Obwohl ich keine Reservierung getätigt hatte, bekam ich auf meine Frage, ob es möglich wäre noch heute mit einer T-6 zu fliegen, die klare Antwort "sure" ! Zwei Minuten später begrüßte uns mein PIC Chuck Gardner. Wie sich wieder zu Hause nach weiteren Internet Recherchen herausstellte, handelte es sich bei Chuck um einen bekannten und hoch engagierten Piloten der Warbird Szene.
Wenige Minuten später wurde von ihm die Maschine aus dem klinisch sauberen Hangar gezogen, es gab für mich eine kurze Einweisung bezüglich Fallschirm und Notausstiegsprozedure (ooh wie beruhigend) und Chuck startete dieses Monster mit einem blubbernden rauchenden Ballern wie es wohl nur eine Corsair schöner kann. Im typischen Schlangenlinien taildragger Stil - Chuck sah in der Mitte der Texan sitzend vermutlich nicht mehr als meine Ohren - rollten wir mit offener Kanzel gut 15 Minuten bis zum Rollhalt. Wäre bereits hier mein Ausflug zu Ende gewesen, hätten sich die Dollars (man zahlt übrigens nur die reine Flugzeit) schon ausgezahlt, so genossen habe ich den Sound, die Vibrationen, den Geruch, das Cockpit, den Wind - und überhaupt das ganze Warbird-feeling, welches mit einem auf der rechten Seite der Cowling herausstehenden Maschinenkanonenrohr dezent untermalt wurde.
Was super war, Chuck hat mir laufend jede Aktion erklärt. Im amerikanischen Slang kommt das urlässig rüber: "....oil temperature OK, pressure looking good, power is coming up, we fly the tail...." und ab ging's im Steigflug mit "....wheels retracted...."! Bereits kurz nach dem ersten left turn hat er mir den "joystick" übergeben. Während des Steigflugs auf 6.000 ft ins Kunstfluggebiet, hat er mir einige Fragen zu den Boardinstrumenten gestellt, offensichtlich wollte er sehen, ob ich alle Anzeigen finde und auch interpretieren kann, zusätzlich hat er kurz gecheckt ob ich Kurs, Fluglage, Höhe halten und Steilkurfen fliegen kann. Wer in Stockerau auf Hotel-Charly gelernt hat, kann das aber ;-) .....an dieser Stelle ein Danke an meinen Fluglehrer und Einweiser Richard Rettenbacher (wer bei ihm lernt kann auch Warbirds fliegen).
Das erste Austrimmen hat mir die Texan mit einem starken "nose down" quittiert und Chuck meinte laut lachend "...uuups Udo - it's not a Cessna - the T-6 is a warbird, so fly it like a warbird...", die Maschine reagiert sehr spontan auf alle Bewegungen und fordert aktive Betätigung der Seitenruderpedale.
Hier nun ein paar Impressionen meines aufregenden Ausflugs. Auf einem Foto ist Chuck Gardner plötzlich nicht mehr zu sehen. Entweder er duckt sich um mir die Gelegenheit zu geben, zu Hause bei meinen Freunden und Pilotenkollegen das Gschicht'erl zu drücken, ich sei die Texan ganz alleine geflogen, oder er bückt sich gerade um sein Speibsackerl vom Flugzeugboden aufzuheben. Von der ersten Vermutung nehme ich ehrenwerterweise Abstand und die zweite Vermutung möchte ich auch ausschließen.
Udo ....
Link: warbirdadventures
Link: fabtasyofflight
Link: aviationmuseum
Geschrieben von: Wolfgang Gockert