FSV2000
Donnerstag - Februar - 21.02.2008 - 08:49 Uhr
Tiefflieger ??
normalerweise verkneiff ich mir jeden Kommentar zu Flugunfällen, noch dazu, wenn kein offizieller Bericht erschienen ist, aber der Wahnsinn welcher offenbar Schule macht sollte einmal aufgezeigt werden....
Gedankensprung, Fliegen ist eine klassse Sache und eines der sichersten Transportmittel unserer Zeit, vergessen wir aber nicht, in welchem eng reglementierten Umfeld diese "sichere" Verkehrsfliegerei stattfindet und welche Freiheiten uns als Hobbypiloten noch immer geboten werden. Genau diese Freiheiten aber müssen wohldosiert eingesetzt werden, speziell dann, "wenn mal den Einen oder Anderen von uns" der Teufel reitet, und die Freiheiten nochmals ausgedehnt werden.
Es gibt bei uns, im Gegensatz zu einer Airline, kein Umfeld welches es erschwert, Vorschriften und Reglements zu überschreiten, keinen zweiten Piloten, welcher als kontrollierendes Augenpaar, mahnendes Gewissen oder als Mitarbeiter derselben Company, welcher einfach nur seinen Job behalten will, neben uns sitzt und unsere Handlungen mitbestimmt und letztendlich auch ständig "überwacht".
----- Unser Umfeld besteht doch recht häufig aus saloppen Sprüchen der Kollegen, welche uns klarmachen wollen, dass Sie, und jetzt geht's an die Pilotenehre, bei
. -- dem Wetter,
. -- diesem Wind,
. -- um diese Uhrzeit etc. jederzeit starten würden .....
Vergesst diese Wappler, denn entweder haben sie bereits ein Bier getrunken, welches das Antreten des Wahrheitsbeweises unmöglich macht, sind seit kurzem irgendwo in einem kleinen Jet als Mikrofonhalter unterwegs und glauben jetzt den Sprung zum großen Kapitän geschafft zu haben oder gehören einfach zu den allgemeinen Weltmeistern, welche nur sich sehen und aufgrund einer Persönlichkeitsstörung, andere (und deren Grenzen) nicht mehr wahrnehmen können.
---- Unser Umfeld besteht aus Vorschriften, die oftmals nicht überwachbar sind. Denkt mal an die 1,5 Kilometer Sicht, welche wir mindestens brauchen. Wer außer Euch ist in der Lage, diese Sichten auf der Strecke zu überwachen. "Eh wurscht, mit 1200 Metern gehts ja auch noch" --- nein falscher Denkansatz, 2 Kilometer sind schon ein Problem, mach IFR, dann kannst auch bei schlechteren Sichtbedingungen fliegen ....
---- Unser Umfeld besteht daraus, dass wir nicht für's sichere Fliegen bezahlt werden, wir müssen zahlen. Unsere Befriedigung besteht in der Anerkennung, unserer Eigenen und der, der anderen Menschen um uns. Wer wollte nicht schon einmal bei seiner Mitfliegerin glänzen und für ein unvergessliches Flugerlebniss sorgen.
Diese Punkte kurz zusammengefasst, wir brauchen ein hohes Maß an Selbstdisziplin, um nicht durch unsere Grenzüberschreitungen in Gefahr zu kommen, resp. Gefahr für die Andere zu werden.
Halt, stopp, nicht nur die Selbstdisziplin ist gefragt, wir müssen auch unsere Grenzen kennen. Die Mindestflughöhe ist 150 Meter über unbebautem Gebiet. Das was uns Fluglehrer bei Notlandeübungen gezeigt haben, ist an klar reglementierte Bescheide gebunden. Nicht jeder Fluglehrer bei uns hat so einen Bescheid, es gehört, neben dem fliegerischen Geschick und der Erfahrung auch ein hohes Maß an Vertrauen der Flugschule in den Lehrer dazu, den Bescheid für unsere Flieger zu erhalten. Auch die Burschen von der Katanaformation haben einen Bescheid zum Unterschreiten der Mindestflughöhe ...
Kollegen, wir fliegen viel in Stockerau, nur Ihre selbst könnt verhindern, dass die tragischen Ereignisse der letzten Tage, Monate und Jahre, auch über unseren Flugplatz hereinbrechen. Dass wir einen aus unserer Mitte zu Grabe tragen müssen, weil er eine Grenze wissentlich unterschritten hat, oder weil wir es zuließen, dass er in seiner Unerfahrenheit losgestartet ist und von uns nicht gewarnt, oder beraten wurde...
Bilder einfach zum Nachdenken.....
An linken Bild seht Ihr das Hindernis, wo die Katana dagegengeflogen ist (lies dazu den Bericht - Katana am Inn)
Zu einer ähnlichen Kategorie des Wahnsinns gehört auch der Unfall. Eine Überstellung von Krems nach Wr. Neustadt. Jetzt ist's natürlich im Nachhinein leicht reden, jeder gehe mal in sich, bei welchen Wetterlagen er schon den einen oder andern Flug durchgeführt hat. Nix passiert, Glück gehabt, die Grenze zwischen einem Unfallbericht und "nach Hause gekommen" ist wahrscheinlich manchmal nur durch Zufall nicht überschritten worden.....
Der Pilot hatte richtig Zeit seine Fehlentscheidung zu erkennen, es wird dunkel, es schneit wie verrückt und die Wolken zwingen Ihn immer weiter zum Boden
Ps.: ich weiss, dass niemandem der diesen Artikel ließt, so was passieren kann .....
Ironie, ich bin mir sicher, dass keiner der hier angeführten, zwischenzeitig nicht mehr am Leben befindlichen Piloten, geglaubt hat so zu enden ....
PPs.: Bildquellen sind orf.at, Feuerwehr Hochstrass und zwei Flugunfallberichte
Link: Katana am Inn
Link: PA 18 in Hochstrass
Geschrieben von: Wolfgang Gockert