FSV2000
Donnerstag - Juli - 09.07.2015 - 05:38 Uhr
Alter Schwede…..
Das Ziel bzw. das Motto unseres Flugausflugs 2015 war, den 24-Stunden-Tag zu erleben.
Welcher Ort liegt nördlich des Polarkreises, ist mit dem Flugzeug zu erreichen und hat ausreichend Infrastruktur, um wenigstens zwei Tage dort bleiben zu können?
Wir entschieden uns für Kiruna in Nordschweden.
Die Anreise von Stockerau wäre zu weit und zu zeitintensiv gewesen. Versuche, ein Flugzeug über Flugschulen und professionelle Vercharterer zu bekommen, schlugen fehl.
Über befreundete Kontakte fanden wir ein Flugzeug, eine PA 32, in Norrköping. Leider dauerte der geplante Werftaufenthalt länger als erwartet und wir bekamen stattdessen eine Piper PA 28 R.
Ein Checkflug in Norrköping – und wir hatten die Erlaubnis eine Woche zu fliegen.
Der erste Leg war nach Umea. Das Wetter war nicht strahlender Sonnenschein, aber gut VFR fliegbar.
Zimmer waren in Umea kurzfristig relativ schwer zu finden. Bei einem Airbnb Quartier gab es noch Missverständnisse, weil wir zu zweit waren und nicht Walter alleine buchte. So stand nur ein Bett zur Verfügung, aber eine große Matratze (für Walter) und das entsprechende Bettzeug lösten das Problem.
Regen am nächsten Morgen verdarb uns nicht den Appetit aufs Frühstück. Ein Anruf beim Meteorologen gab uns Aussicht auf besseres Wetter am Nachmittag. So war es dann auch und der Flug nach Kiruna dauerte lang, doch er gestaltete sich landschaftlich hoch interessant. Wald, Wasser, einzelne Regenschauer – und noch immer reichlich Winter! Besiedelung dünnst!
In Kiruna liegt ein alter Militärflugplatz neben dem neuen Flughafen. Eine Verwechslung im Anflug ist leicht möglich. Wir konnten die PA28R im Hangar parken und das fest eingebaute Ladegerät für die Erhaltungsladung – in Schweden scheinbar üblich und für unsere Batterie notwendig – anschließen. Die Betreuung ist in Schweden übrigens durchwegs freundlich und unkompliziert.
Kiruna ist bekannt wegen seines Eisenerzabbaus. Dieses Erz wird nach Behandlung nach Narvik (Norwegen) und Lulea (Schweden) mit dem Zug verbracht. Um den Erzabbau fortsetzen zu können, muss ein Teil der Stadt Kiruna bis 2020 verlegt werden – Ein Riesenprojekt, an dem bereits gearbeitet wird.
Den 24-stündigen Tag zu erleben, war etwas ganz Besonderes. Um 00.00h ist es taghell, es gibt auch keine Dämmerung. Wie schläft man? Mit geschlossenen, dichten Vorhängen und einer leichten Dämpfung durch ein Glas Bier. (Alles andere ist sowieso zu teuer!)
Der Flug nach Narvik führt über Berge mit Schnee und teilweise noch gefrorenen Seen. Am kleinen Flugplatz setzte uns ein satter Seitenwind von 33 ktn mit ordentlichen Turbulenzen im short Final Grenzen, die wir nicht kennenlernen wollten, und so beschränkten wir uns auf einen niederen Überflug des Platzes und kehrten zurück nach Kiruna, wie im FP gemeldet.
Kurz vor der Controlzone war der Wechsel des Zielflugplatzes nach Galliväre kein Problem. Dadurch war der beeindruckende Überflug über den Erzabbau möglich und wir sparten uns eine weitere Landung in Kiruna.
Nach einem Zwischenstopp in Galliväre führte uns der Rückflug nach Soderhamm, wo wir wie angekündigt auf dem unbetreuten aufgelassenen Militärplatz unter „Unicomm“ landeten.
In Schweden darf auch auf unbesetzten Flugplätzen gelandet werden. Nur um das Schließen des Flugplans muss man sich kümmern. Das geht ganz einfach per Telefon ans AIS Stockholm. Das größte Problem ist jedoch das Verlassen des Flugplatzes. Ohne Kontaktperson, welche die Nummer des Vorhängeschlosses eines Ausgangs, (meist beim Aeroclub) nennt, ist man im Inneren des Flugplatzes gefangen.
Am nächsten Tag war es vormittags sehr regnerisch und wir nutzten die Wartezeit auf besseres Wetter für den Besuch eines Flugmuseum, das von ehemaligen Militärpiloten aufgebaut und betreut wird. Dort ist auch ein sehr professioneller Simulator für einen Saab Gripen installiert.
In Norrköping kamen wir ebenfalls ohne Flugleiter an, tankten, versorgten das Flugzeug und stellten es in den Hangar. Nach dem ganzen „Papierkram“ übernachteten wir noch einmal in Norrköping und trafen die beiden Besitzer zum Frühstück.
Die Bahnfahrt nach Stockholm war schnell und problemlos und nach einem Besichtigungstag war das Ende unserer interessanten Flugreise in den hohen Norden gekommen.
Walter und Richard
Geschrieben von: Wolfgang Gockert