FSV2000
Montag - November - 30.11.2015 - 14:09 Uhr
Meine Alpeneinweisung
Am 11. November 2015 fand im Zuge meiner Ausbildung zum PPL-Piloten die Alpeneinweisung statt. Mein Fluglehrer Richard Rettenbacher hatte vorgeschlagen, von Stockerau über St. Pölten und Mariazell nach Kapfenberg zu fliegen. Dort wäre dann eine Zwischenlandung geplant und anschließend sollte es über den Semmering , Alland und den Wie-nerwaldsee wieder zurück nach Stockerau gehen. Beim Hinflug sollte ich noch ein paar touch&gos am Militärflugplatz in Langenlebarn machen und ein Stück des Weges wollten wir auch auf über 10000ft steigen, die Höheneinweisung quasi.
Wir starteten um ca. 13:00 in LOAU und meldeten uns kurz darauf bei Tulln Tower an. Ich hatte vor dem Abflug per Telefon angefragt, ob wir auch wirklich vorbeikommen dürfen. Der Controller im Turm war sehr freundlich und hat sofort zugestimmt. Dennoch war die Nervosität groß, es war immerhin meine erste Landung auf einem Militärflugplatz und ich wusste nicht so recht, was mich erwartet. Bei der Landung auf einer 60m breiten Piste ist die Einschätzung der Höhe tatsächlich etwas ungewohnt, machte aber keine Probleme. Nach drei Platzrunden mit touch&gos flogen wir dann weiter in Richtung St. Pölten.
Abbildung 1: Im Steigflug zwischen mehrern Wolkenschichten über St. Pölten
Wir begannen auch gleich weiter zu steigen, ich wollte ja die zuvor angekündigten 10000ft erreichen. Bei St Pölten tauchten dann mehrere Wolkenschichten vor uns auf. Eine sehr tief liegende undurchsichtige Schicht, eine knapp über uns etwas dünner in ca. 7000ft. Richard meinte, jetzt müssen wir uns entscheiden: fliegen wir ganz unten hindurch, oder steigen wir zwischen der oberen und der unteren Wolkenschicht hindurch um später weiter zu steigen. Es war abzusehen, dass die über uns liegende Wolkendecke in einigen Kilometern zu Ende war.
Für mich war die Entscheidung klar. Ich wollte die unter uns liegende Wolkenschicht überfliegen und weiter auf 10000ft steigen. Ich hatte vor dem Abflug auch in Mariazell und Kapfenberg angerufen und mich nach dem Wetter erkundigt. In Mariazell sollte es bereits ein wenig aufreißen und in Kapfenberg sollte strahlend blauer Himmel sein.
Also konnten wir es wagen und die dichte Wolkenschicht überfliegen.
Die Freiheit ist über den Wolken zwar bekanntlich grenzenlos, die Navigation dafür schwierig. Hier war mein neu er-standenes Tablet mit Navigationssoftware eine große Hilfe um vor dem Ötscher die Abzweigung nach Mariazell zu finden. Den Ötscher selbst konnten wir leider fast nicht erkennen, er war unter der dicken Wolkendecke begraben.
Abbildung 2: In 10500ft über Mariazell
Über Mariazell riss die Wolkenschicht wie angekündigt auf und wir flogen einen 360ty. Da waren auch die Wallfahrts-kirche und der Erlaufsee schnell ausgemacht. In der Zwischenzeit hatten wir auch 10500ft erreicht. Das fliegen bis 2500ft war ich ja schon gewohnt, diese für Sportflieger großen Höhen haben doch eine eigene Qualität. Man kommt sich doch etwas klein vor in dieser Nussschale sitzend und dieser großen Entfernung bis zum Boden. Das war schon ein wenig respekteinflößend.
Nun waren wir bereits in Thurnau angelangt, die Wolken waren völlig verschwunden und wir mussten zusehen, die 10500ft an Höhe wieder abzubauen. Das Murtal war bereits in Sicht. Schnell war klar, dass das Abbauen der Höhe ohne Überschreiten der Maximalgeschwindigkeit auf so kurzem Wege nicht möglich war und so flogen wir eine Schleife in Richtung Leoben um ausreichend Zeit zu gewinnen. Zur Landung in Kapfenberg kamen wir im direkten Anflug auf die Piste 07 herein und setzten sanft auf der weichen Graspiste auf.
Nach einem schnellen Kaffee gings auch gleich wieder weiter, wir mussten schließlich vor ECET (End of Civil Evening Twilight) wieder in LOAU sein. So toll das weiche Gras bei der Landung auch war, so hinderlich war es beim Start. Richard sagte mir gleich, ich solle wirklich ganz zurückrollen und nichts von der Piste verschenken. Schnell merkte ich, dass unsrere Katana beim Start nicht so recht in Fahrt kommen wollte. nach der Hälfte des Rollweges hatten wir erst 35kt der erforderlichen 50kt drauf. Ich sagte zu Richard: “Wir bekommen wenig Fahrt drauf!“ und dachte bereits über einen Startabbruch nach. Richard meine dagegen: “Warte ein wenig, die kommt schon noch“. Und tatsächlich, von da an stieg die Geschwindigkeit ein wenig scheller und ich hob sie bereits bei 45kt von der Piste weg um im Bodeneffekt die nötige Fahrt aufzubauen. Gegen Ende der Piste stiegen wir bereits mit den vorgeschriebenen 60kt weg.
Abbildung 3: Über dem Murtal mit Blick auf den Semmering
Nach dieser kurzen Anspannung wurden wir mit einem herrlichen Blick über das Murtal und auf den Semmering be-lohnt. Nach dem Überqueren des Semmering drehten wir gleich in Richtung Norden, um über Alland und den Wiener-waldsee wieder Zurück nach LOAU zu gelangen. Wir durechflogen nochmals die Tullner Kontrollzone und landeten dann wieder rechtzeitig vor ECET mit einer Signallandung sicher in Stockerau.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass dies ein wirklich tollles Flugerlebnis mit einer Vielzahl an neuen Eindrücken, welche ich sicher nicht so schnell vergessen werde, war.
Mario Lechner
Link: Flugschule Stockerau
Geschrieben von: Wolfgang Gockert