FSV2000
Donnerstag - August - 09.08.2001 - 22:30 Uhr
Ein irrer Adriatrip
ek
Eine schöne Landung in Stockerau, nach einem wundervollen Flugurlaub!
Wieder daheim, also in meiner zweiten Heimat, dem Flugplatz, meint Go, ich soll mir doch, wenn ich (wirklich) daheim bin, auf unserer Homepage den Artikel "Anrainer" ansehen.
Klar, das hab ich sofort gemacht, denn nach einer Woche im Süden will ich sowieso wieder einmal ins Internet! Der Artikel ist wirklich gut und wichtig für uns, denn das Bestehen unseres Flugplatzes hängt nicht zuletzt auch von der Minimierung der Anrainerbeschwerden ab ...
Aber jetzt bin ich drin im Internet, hab Blut gerochen, jetzt will ich auch unseren wundervollen Flug hineinsetzen und damit auch die Dinge, die einen Piloten leider nervös machen:
"Heim gekommen" bin ich von einer Reise über Kroatien und Venedig mit unserer Katana. Beim Prop-Check, nach dem Verlassen der kroatischen Inselwelt, in Portoroz, ist der so gewohnte Drehzahlabfall beim Prop-Check ausgeblieben - eigentlich unvorsichtig bin ich trotzdem gestartet, um zu sehen, wie der Prop im Flug funktioniert. Durch Zurücknehmen war der Drehzahlabfall aus dem gelben RPM-Bereich kein Problem. Also auf, über VICKY nach Grado übers Meer in 2500ft, wundervolle Sicht, die Boote unter uns, einfach irre schön - aber ich hab keine Schwimmwesten dabei. Unsinn - den nicht vorhandenen RPM-Abfall hast Du Dir eingebildet, paßt eh: MP 25inch, der PROP Hebel hat die RPM aus dem gelben Bereich genommen - kein Problem, es ist alles ganz einfach fluggeil! Die sonst so verhaßten Sonnenschirmkolonnen bei Caorle, Bibione und Jesolo waren aus 1000ft MSL ein farbenprächtiges Kunstwerk - alles vergessen! Beim Anflug auf die 09 in San Nicolo (Lido di Venezia) kann man sich natürlich auch etwas blöd stellen, um San Marco von oben etwas "ausgedehnter" genießen zu können. Auch die Landung paßt, also abstellen und rein ins Mittelalter, in die Lagunenstadt Venedig!
Auch vor'm Abflug am nächsten Tag ist alles perfekt, solange man dort nicht tanken muß, denn 30ATS tun sicher weh, sollte man in Portoroz (10,50ATS) nicht getankt haben. Wir waren clever und haben in Portoroz getankt. Also wieder alles leiwand, und auf zum Flug via coastline bis Grado, dann nach Udine über's Kanaltal nach Nötsch, praktisch die Heimat, da schon in Österreich.
Doch da war es wieder: Vom im Handbuch geforderten RPM Abfall war beim Prop-Check in LIPV nichts zu spüren. In der trügerischen Hoffnung, dass meine Freundin von alledem nichts mitbekommt, starten wir. Wieder kein Problem: gleich nach dem Take Off läßt sich die Drehzahl aus dem gelben Bereich nehmen, wenn auch der Hebelausschlag extremer ist, als gewohnt. Monika genießt den Blick auf die Lagunenstadt, also alles perfekt. Das Kanaltal ist bei nicht allzu hoher Base und Turbulenzen eine Herausforderung. Aber die Landung in der eindrucksvollen, vom Dobratsch dominierten Landschaft in Nötsch läßt beim Auftanken von Flugzeug und Besatzung alles nur noch schöner wirken.
Wieder in den Flieger, auf zum letzten Leg nach Stockerau über Villach, die Turracher Höhe und über's Murtal zum Sölkpaß. Das karge Gebirgsgelände, die Bergsteiger, die wir aus ihrer Ruhe reißen, die Schluchten, all das läßt den wieder nicht vorhandenen Drehzahlabfall beim Start in Nötsch fast wieder vergessen. Die Drehzahl ist nach dem Take Off eh wieder im grünen Bereich. Doch beim Startcheck war nun schon die Mahnung von meiner rechten Seite zu hören: "Warum geht "das Zeug" nicht runter?" - Verdammt, ich hab' ihr halt doch zu viel beigebracht! Doch als Pilot hat man ja seine Reserven: "Das Öl ist noch zu kalt" ist ein vollkommener Blödsinn, aber es trägt immerhin zu ihrer Beruhigung bei, wenn auch nicht zu meiner.
Fast schon zu Hause, nach Steyr, Amstetten und Krems denk ich mir: Was soll das eigentlich mit dem blöden Prop? Ich schieb ihn voll vor: Drehzahl am roten Strich. Geht ja! Und jetzt zurück zur ursprünglichen Stellung, oder doch etwas mehr, oder....!?
Um es kurz zu machen: bei vollem Ausschlag des Prop Hebels war ich noch immer eine Spur im gelben Bereich. Die paar Meilen zum Flugplatz Stockerau waren nicht wirklich ein Problem, zumal der Prop sowieso am roten Strich seine flachste Position einnehmen würde.
Also auf zum Anflug, bei dem der Prop durch die niedrige Gasstellung sowieso nur Drehzahlen um 2000RPM annimmt - alles wie im Bilderbuch!
Ein wunderschöner Urlaub wird mit einer perfekten Landung abgeschlossen (kein Wunder bei Wind in Pistenrichtung!).
Also alles leiwand, oder?
Der defekte Prop wird natürlich in die Fehlerliste (letzte Seite des Bordbuchs) eingetragen. Dem Go sage ich noch, vom G'fühl her glaub ich, dass was mit dem Bowdenzug nicht in Ordnung ist.
Aber jetzt: ab nach Hause zum verdienten Bier, das allerdings auch die Gedanken und Fragen beflügelt.
Also, als interessierter Pilot rufe ich daher auch unter der der Bierdroge den Go an, der mir die Diagnose unseres allerzeit bereiten Herrn Ehmoser mitteilt: Der Bowdenzug ist gerissen.
Und jetzt wird's doch ernster, meine Damen und Herren:
Ich kann, glaube ich, aber auch nur bis zu einem bestimmten Grad, abschätzen, wie gefährlich bestimmte Situationen sind. In diesem Fall wird der Prop wieder in die "vollflache" Stellung zurückgezogen - die volle Drehzahl (den roten Strich) kann der Motor schon längere Zeit aushalten, aber was macht jemand, der gerade seinen PPL geschafft hat? Nerven weghauen?
Oder:
Was mache ich und die meisten andern im Höllental, wenn uns diesmal zufällig der Bowdenzug des GASHEBELS im Höllental reißt? Sterben?????
Um es kurz zu machen: Ich bin kein Wart und kenne daher nicht alle Wartungsschritte, aber ich denke mir, wenn bei einem Service ein Prop-Bowdenzug übersehen wird, wo liegt da der Unterschied zum Gasbowdenzug oder zu den Ansteuerungen der Ruder?
Ich wiederhole nochmals: ich habe das Flugzeug direkt aus der Werft übernommen!
Vielleicht sollte ich sagen: "Glück gehabt", aber ich glaube nicht, dass wir "nur mit Glück" wieder heil runterkommen wollen.......
Andreas Musilek
Geschrieben von: Andreas Musilek